Unterrichtsreihen

Antisemitismus – eine Unterrichtsreihe

Der Hass auf jüdische Menschen führt weltweit immer wieder zu furchtbaren Verbrechen. Entsetzlicher Höhepunkt war die Judenvernichtung im Nationalsozialismus. Der Holocaust steht im Zentrum dieser Unterrichtsreihe.

Deutschland Banner gegen Antisemitismus an Kirche in Frankfurt | Nie wieder ist jetzt

Antisemitismus, also der Hass auf Juden und alles Jüdische, ist allgegenwärtig – weltweit in Geschichte und Gegenwart. Doch in keinem anderen Land mündete Antisemitismus in einen vergleichbaren Massenmord wie in Deutschland. In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 haben Deutsche rund 6 Millionen Jüdinnen und Juden getötet, etwa zwei Drittel aller damals lebenden jüdischen Menschen in Europa. Diskriminierung, Verfolgung und Ermordungen von Juden gab und gibt es auch anderswo, aber der Versuch, alle jüdischen Menschen systematisch zu ermorden, war und ist singulär. Zugleich geht jedoch weltweit das Wissen über dieses beispiellose Menschheitsverbrechen zurück. Und da es nur noch wenige Zeitzeugen gibt, die davon berichten können, stellt sich die Frage, wie man sich zukünftig an den Holocaust erinnert, umso dringender.

Die nationalsozialistische Vernichtung der Jüdinnen und Juden steht deswegen im Mittelpunkt der vorliegenden Unterrichtsreihe. Im muttersprachlichen Geschichtsunterricht hat das Thema seit Langem einen festen, wenn auch begrenzten Platz. Im Deutsch-als-Fremd- (DaF) und Zweitsprachenunterricht (DaZ) fand es hingegen bisher kaum Berücksichtigung, spezielle Materialien sind dementsprechend Mangelware. Die vorliegenden Module sollen dazu beitragen, diese Lücke zu schließen.

Dabei wird nicht der Anspruch erhoben, die Ereignisse lückenlos abzubilden oder gar Daten und Zahlen möglichst umfassend zu präsentieren. Im Zentrum sollen stattdessen die Menschen, in erster Linie die Opfer, stehen. Anhand von Einzelschicksalen, Berichten von Zeitzeuginnen und -zeugen und fiktionalisiertem Geschehen soll Empathie erzeugt und das Grauen erfahrbar gemacht werden – so unbegreiflich es auch immer bleiben mag.

Insgesamt drei Unterrichtseinheiten beschäftigen sich mit der Judenverfolgung im Nationalsozialismus: In der Einheit über das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau soll verdeutlicht werden, warum der Name „Auschwitz“ zum Symbol des nationalsozialistischen Völkermords wurde. Der Oscar-prämierte Kurzfilm „Spielzeugland“, der kostenfrei zum Download zur Verfügung steht, legt den Fokus auf einen fiktionalen, emotionalen Zugang zu Verfolgung und Deportation. Die Einheit zu den „Stolpersteinen“ schließlich geht von einer aktuellen Form des Opfer-Gedenkens aus, um von dort aus das Schicksal einer jüdischen Familie in Hessen zu beleuchten.

Zugleich ist Antisemitismus natürlich keine Erscheinung des 20. Jahrhunderts, sondern reicht Jahrhunderte zurück. Um die Frage zu beantworten, warum ausgerechnet Jüdinnen und Juden immer wieder Opfer von Diskriminierung, Verfolgung und Gewalt wurden, ist es unerlässlich, sich mit der Genese, den Formen und Ausprägungen des Antisemitismus in der Vergangenheit zu beschäftigen. Deswegen behandelt die erste Einheit der vorliegenden Reihe die Entstehung des Antisemitismus in Europa seit der Antike.

Und Antisemitismus hat leider auch eine erschreckende Aktualität, wie nicht erst der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 gezeigt hat, bei dem etwa 1200 Israelis ermordet wurden. Auch in Deutschland leben jüdische Menschen nicht in Sicherheit. Der versuchte Massenmord an Jüdinnen und Juden in Halle an der Saale 2019 durch einen Rechtsextremisten ist nur eines von vielen Beispielen antisemitisch motivierter Gewalt hierzulande. Insbesondere seit dem Einmarsch der israelischen Armee in den Gaza-Streifen als Reaktion auf den Terror der Hamas kommt es in ganz Europa wieder vermehrt zu antisemitischen Übergriffen. Dabei sind die Grenzen zwischen legitimer Kritik an der Politik der israelischen Regierung und Antisemitismus oft fließend. Ziel des letzten Moduls dieser Reihe ist es deshalb, zu sensibilisieren für aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus und diese zu unterscheiden von Kritik, wie sie auch an der Politik anderer Staaten geübt wird.

Extras

Einleitung zur Unterrichtsreihe Antisemitismus

Das Thema Antisemitismus im DaF-Unterricht zu behandeln, ist wichtig, stellt für Lehrkräfte aber eine große Herausforderung dar. Spezielle Materialien gibt es kaum. Diese Reihe möchte helfen, diese Lücke zu schließen.

01 Antisemitismus: Entstehung und Erscheinungsformen

Antisemitismus ist keine Erscheinung der Neuzeit. Um zu erkennen, woher der Hass auf jüdische Menschen stammt, muss man sich mit der Geschichte und den verschiedenen Formen von Antisemitismus beschäftigen.

02 Die Mordmaschinerie der Nazis: das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Auschwitz ist das Symbol für den Holocaust: An keinem anderen Ort der Welt wurden in so kurzer Zeit so viele Menschen ermordet. Und doch geht weltweit das Wissen um diesen beispiellosen Zivilisationsbruch zurück.

03 Spielzeugland – ein Film

Der Kurzfilm „Spielzeugland“ erzählt die fiktive Geschichte des jüdischen Jungen David, der mit seiner Familie deportiert werden soll, und seines Freundes Heinrich. Er wurde unter anderem mit dem Oscar ausgezeichnet.

04 Stolpersteine – das Unfassbare erfahrbar machen

Stolpersteine sind ein großes dezentrales Projekt, mit dem an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden soll. Ausgehend von den Steinen im Boden lässt sich das Schicksal einzelner Menschen weiterverfolgen.

05 Antisemitismus heute – was geht uns das an?

Hass auf jüdische Menschen hat eine erschreckende Aktualität: In Deutschland und weltweit leben jüdische Menschen nicht in Sicherheit. Oftmals versteckt sich Antisemitismus hinter scheinbar harmloser Kritik an Israel.