Manuskript

9-Euro-Ticket: gut fürs Portemonnaie und fürs Klima

Deutschland ist von russischer Energie abhängig, durch den Krieg steigen die Benzinpreise. Ein Sonderangebot soll den öffentlichen Personennahverkehr günstiger machen. Doch der ist jetzt schon überlastet.

Von Juni bis August 2022 lohnt es sich, das Auto stehen zu lassen: Denn dann darf jeder in ganz Deutschland den Nahverkehr für nur neun Euro im Monat nutzen – dafür bekommt man in Berlin gerade mal eine Tageskarte. Wer schon eine teure Dauerkarte hat, bekommt sein Geld zurück. Die Bundesregierung will das Projekt mit über zwei Milliarden Euro unterstützen.

Mit den Subventionen im ÖPNV möchte man die Bürger entlasten, denn wegen des Krieges in der Ukraine sind die Benzinpreise so hoch wie noch nie. Wer vom Auto auf den Nahverkehr umsteigt, tut außerdem etwas für die Umwelt. „Jeder, der den öffentlichen Personennahverkehr nutzt, leistet einen großen Beitrag, unser Land von der russischen Energieversorgung unabhängig zu machen und auf dem Weg zur Klimaneutralität voranzubringen“, so Bundesverkehrsminister Volker Wissing.

Das klingt gut, die Praxis sieht aber anders aus. Pendlerinnen und Pendler klagen schon jetzt regelmäßig über zu volle, verspätete oder ausgefallene Züge. Solange sich daran nichts ändert, bringen auch die billigen Tickets nichts, meint Huberta Sasse vom Deutschen Tourismusverband. Sie fordert den schnellen Ausbau des Schienennetzes und mehr Fahrten auf den einzelnen Strecken.

Laut einer Umfrage wollen 44 Prozent der Deutschen das Ticket nutzen. Dann werden die jetzt schon vollen Züge im Sommer wohl endgültig an ihre Grenzen stoßen. Und nicht nur Landesminister Winfried Hermann fürchtet wegen weiter steigender Energiepreise den Herbst: „Wir haben die Sorge, dass nach dem schönen Sonderangebot die Ticketpreise durch die Decke gehen.“