Die Langsam Gesprochenen Nachrichten im DaF-Unterricht
Nachrichten im Radio sind noch zu schwer für Ihre Lernenden? Mit den Langsam Gesprochenen Nachrichten können sie ihr Hörverstehen trainieren und sich typische Begriffe und Strukturen der Nachrichtensprache erarbeiten.
- Nachrichten mit authentischen Meldungen, langsam und deutlich gelesen
- für Lernende ab dem Niveau B2
- als Hilfsmittel gibt es einen alphabetischen Wortschatz mit Nachrichtensprache von A bis Z
- zusätzliches Audio im Originaltempo
- montags bis samstags aktuell
Tagesaktuelle Nachrichten – langsam gelesen
Ob im Radio oder als Podcast: Nachrichten zu hören, schult das Hörverstehen und lässt sich leicht in den Alltag einbauen, z. B. unterwegs oder in der Freizeit. Doch das einmalige Anhören von Nachrichten in Originalgeschwindigkeit und ohne Text ist für viele Lernende auf der Niveaustufe B2 häufig noch zu schwer: Sie verstehen nicht alles, neuer Wortschatz kann nur schwer „herausgehört“ werden.
Mit den Langsam Gesprochenen Nachrichten trainieren Lernende gezielt ihr Hörverstehen und den Umgang mit nachrichtensprachlichen Texten. Sie können die Inhalte mithilfe des Manuskripts erarbeiten und sich im Anschluss dieselben Nachrichten noch einmal im Originaltempo anhören. Grundsätzlich knüpft das Format an Weltwissen und Hörerwartungen aus der Herkunftssprache an und ist so leichter verständlich als andere Textsorten auf einem ähnlichen sprachlichen Niveau: Über Internationalismen und Eigennamen können die Lernenden Verbindungen zu Vorwissen herstellen. Auch das Konzept einer typischen Nachrichtensprache, die bestimmten Mustern folgt, ist vielen Lernenden aus der Herkunftssprache bekannt. Hilfreich ist außerdem die Tatsache, dass die Langsam Gesprochenen Nachrichten weltweit relevante Meldungen beinhalten und sich nicht auf Deutschland oder den deutschsprachigen Raum konzentrieren.
Mithilfe der „Nachrichtensprache von A bis Z“ können sich die Lernenden zudem typische nachrichtensprachliche Begriffe erarbeiten. So werden im Laufe der Zeit auch Nachrichten im Originaltempo verständlicher. Und auch das Anhören deutschsprachiger Radio- oder Podcast-Beiträge in der Freizeit macht mehr Spaß.
Im Unterricht können Sie die Langsam Gesprochenen Nachrichten regelmäßig unabhängig vom Lehrwerk oder von anderen Kursinhalten einsetzen. So lockern Sie das Kursgeschehen auf, geben vielfältigen Input und haben Sprech- und Schreibanlässe auch zu Themen, die in kurstragenden Lehrwerken seltener vorkommen. Für Lernende, die in deutschsprachigen Ländern leben, bedeutet eine Erweiterung des nachrichtensprachlichen Verständnisses und der Diskussionsfähigkeit über aktuelle politische Themen auch eine verbesserte gesellschaftliche und politische Teilhabe.
Der Einsatz im Unterricht
Die Langsam Gesprochenen Nachrichten werden von Montag bis Samstag jeweils vormittags veröffentlicht. Sie sind etwa sieben bis neun Minuten lang, die Nachrichten im Originaltempo etwa fünf Minuten. Grundsätzlich könnten Sie also täglich eine Unterrichtseinheit von 45 bis 60 Minuten mit den aktuellen Nachrichten gestalten. Falls Sie diese Zeit im Unterricht nicht haben, können Sie z. B. an einem festen Tag der Woche die tagesaktuellen Nachrichten mit Ihrem Kurs anhören und besprechen.
Oder die Lernenden bilden am Ende der Woche fünf Gruppen. Jede Gruppe bearbeitet die Nachrichten eines anderen Wochentags der vergangenen Woche und fasst sie anschließend für die anderen Gruppen zusammen. Die Nachrichten vom folgenden Samstag können dann als Hausaufgabe über das Wochenende zusammengefasst werden.
Vorentlastung vor dem ersten Einsatz im Unterricht
Da das Format an ein konkretes Bedürfnis vieler Lernender auf der Niveaustufe B2 anknüpft, fragen Sie die Teilnehmenden Ihres Kurses, ob sie Nachrichten auf Deutsch sehen, lesen oder hören, und welche Schwierigkeiten sie dabei erleben, aber auch, ob sie einen Lernerfolg bei der regelmäßigen Nutzung feststellen konnten. Die Lernenden erzählen von ihren Erfahrungen. Stellen Sie anschließend die Langsam Gesprochenen Nachrichten auf den Seiten der DW vor. Dazu können Sie die Nachrichten eines Tages mit einem Beamer an die Wand projizieren.
Vorentlastung, wenn das Format bekannt ist
Bereiten Sie eine Kopie mit den Überschriften der aktuellen Langsam Gesprochenen Nachrichten vor. Zerschneiden Sie die Kopie, sodass auf jedem Papierstreifen eine Überschrift steht. Schneiden Sie anschließend jede einzelne Überschrift noch einmal in zwei Hälften. Achten Sie dabei darauf, dass die Lernenden einen Zusammenhang zwischen beiden Hälften herstellen können. Die Lernenden arbeiten in Partnerarbeit. Jedes Paar bekommt einen Satz zerschnittene Überschriften und setzt die passenden Hälften zusammen. Dabei können die Paare darüber sprechen, was sie über die jeweiligen Themen wissen oder welche aktuellen Inhalte sie erwarten. Vergleichen Sie die Zuordnungen anschließend im Plenum und ordnen Sie die Überschriften einem passenden Ressort zu, z. B. Politik, Gesellschaft, Sport oder Wirtschaft.
Wenn Sie viel Zeit zur Verfügung haben, können Ihre Kursteilnehmenden anschließend in Partnerarbeit zwei bis drei Sätze zu jeder Überschrift formulieren, bevor das Audio abgespielt wird. Später kann überprüft werden, ob ihre Angaben in der jeweiligen Meldung vorkommen oder nicht.
Globales Hörverstehen
Beim globalen Hörverstehen lesen sich die Lernenden die Nachrichtentexte zunächst noch nicht durch. Wenn Sie regelmäßig mit dem Format arbeiten, können Sie die nächsten Arbeitsschritte alternativ einsetzen und so für mehr Abwechslung sorgen.
- Wenn Sie zur Vorentlastung die ausgeschnittenen Überschriften eingesetzt haben, können die Lernenden diese nun beim ersten Anhören der Nachrichten in Partnerarbeit in die richtige Reihenfolge bringen. Anschließend erzählen die Kursteilnehmenden im Plenum, was sie zu jeder Nachricht verstanden haben. Notieren Sie offene Fragen an der Tafel, ohne sie selbst zu beantworten.
- Schreiben Sie die W-Fragen Wer?, Was?, Wo? an die Tafel. Spielen Sie dann die erste Nachricht vor und stoppen Sie das Audio. Die Lernenden beantworten die Fragen im Plenum. Die Antworten können dabei unterschiedlich konkret sein: Wenn die Lernenden einen Namen nicht verstehen, so wissen sie vielleicht trotzdem, dass es eine Politikerin, ein Sportler oder jemand aus der Wissenschaft ist. Oder sie verstehen nur den Namen, können ihn aber nicht einordnen. Sammeln Sie alle Informationen als Stichwörter an der Tafel. Ergänzen oder erklären Sie dabei nichts, sondern gehen Sie anschließend zur nächsten Nachricht über und verfahren Sie ebenso.
Detailliertes Hörverstehen
Je nachdem, wie viel Zeit Sie für die Unterrichtseinheit einplanen, können Sie nach dem globalen Hörverstehen entweder eine Übung zum detaillierten Hörverstehen anbieten oder direkt zum Leseverstehen bzw. zur Arbeit mit den Nachrichtentexten übergehen.
Für das detaillierte Hörverstehen können Sie sich auf eine oder zwei Meldungen konzentrieren. Die Lernenden können im Plenum abstimmen, welche das sein sollen. Je nachdem, wie anspruchsvoll das Niveau der Nachrichten für Ihren Kurs ist, kann es aber auch sinnvoll sein, dass Sie selbst eine Meldung aussuchen, zu der die Lernenden in der Vorentlastung besonders viel Vorwissen gezeigt haben.
Fordern Sie die Teilnehmenden auf, sich noch einmal die Fragen anzuschauen, die zum globalen Hörverstehen an der Tafel notiert wurden. Spielen Sie das Audio dann noch einmal ab. Die Lernenden entscheiden, ob die Fragen im Text beantwortet werden, und was sie verstanden haben. Fragen Sie gegebenenfalls nach, falls die Lernenden falsche Antworten geben, und spielen Sie die Meldung dann noch einmal ab. Weisen Sie auf die Stelle hin, die Probleme bereitet hat, und geben Sie sie bei Bedarf in anderen Worten wieder. Die Lernenden korrigieren sich selbst. Sie als Lehrkraft können sich auch Fragen überlegen, die die Höraufmerksamkeit gezielt auf Details in der Meldung lenken.
Leseverstehen
Im nächsten Schritt arbeiten die Lernenden mit dem Text. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wenn Sie für das detaillierte Hörverstehen eine oder zwei Meldungen ausgewählt haben, können Sie diese nun etwas weniger ausführlich behandeln. Es wird die Lernenden dennoch interessieren, den Text noch einmal zu lesen, um so möglicherweise einzelne Wörter oder Sätze besser zu verstehen. Folgendermaßen können Sie vorgehen:
- Die Lernenden lesen nach dem globalen Hörverstehen nur den Text, suchen mithilfe der „Nachrichtensprache von A bis Z“ und eines (Online-)Wörterbuchs unbekannten Wortschatz und markieren Textstellen, die sie nicht verstehen. Anschließend sprechen sie erst in Partnerarbeit und dann im Plenum über die markierten Textstellen. Lassen Sie nach Möglichkeit die Lernenden das Erklären übernehmen und greifen Sie selbst nur ein, wenn Ihre Kursteilnehmenden Hilfe benötigen.
- Falls Sie beim globalen Hörverstehen an der Tafel Fragen gesammelt haben, können die Lernenden diese im Anschluss an die Textarbeit im Plenum beantworten.
- Sollten Ihre Lernenden zur Vorentlastung kurze Texte zu den einzelnen Meldungen aufgeschrieben haben, sprechen Sie im Kurs darüber, ob die Informationen der Lernenden auch in den jeweiligen Meldungen vorkommen und welche Gründe es dafür geben könnte.
Nach der Arbeit mit dem Lesetext können die Lernenden Gruppen bilden. Sie fassen jede Nachricht in einem Satz oder wenigen Sätzen zusammen. Die Sätze können sie entweder im Plenum vorlesen oder auf Extrablätter schreiben. Die Blätter werden dann an die Wand oder an die Tafel gehängt, und die Lernenden vergleichen die Zusammenfassungen.
Falls es zeitlich möglich ist, hören Sie die Langsam Gesprochenen Nachrichten nun noch einmal an. Die Lernenden entscheiden selbst, ob sie dabei den Text mitlesen wollen oder nicht. Anschließend berichten sie im Kurs, wie sich ihr Verständnis der Nachricht verändert hat.
Nachrichtensprache erarbeiten
Zur Erarbeitung typischer Begriffe aus der Nachrichtensprache nutzen die Lernenden die „Nachrichtensprache von A bis Z“ auf der der Langsam Gesprochenen Nachrichten. Sie überprüfen, ob der unbekannte Wortschatz, den sie in der Textarbeitsphase markiert oder notiert haben, im Glossar vorkommt. Falls er vorkommt, notieren sie ihn als nachrichtensprachlichen Begriff. Dazu können sie entweder eine Kartei oder ein Heft anlegen, einen bestimmten Bereich in ihrem Schreibheft reservieren oder den Begriff im Text in einer bestimmten Farbe markieren. Im Laufe der Zeit erweitern sie so ihr nachrichtensprachliches Vokabular. Wenn Sie regelmäßig mit den Langsam Gesprochenen Nachrichten arbeiten, werden ihnen diese Begriffe häufiger begegnen.
Sollte der Begriff nicht im Nachrichtenglossar vorkommen, aber nach Ansicht der Kursteilnehmenden dennoch zur Nachrichtensprache gehören oder allgemein relevant für sie sein, können Sie Ihren Kurs auch auffordern, eigene Erklärungen und Beispielsätze auf Karteikarten zu schreiben. Diese könnten dann in einem Karteikasten im Unterrichtsraum aufgestellt werden und als Nachschlagewerk genutzt und erweitert werden.
Zum Abschluss: noch einmal im Originaltempo
Nach einer gründlichen inhaltlichen und sprachlichen Erarbeitung können die Lernenden die Nachrichten noch einmal im Originaltempo hören. Diese Aufgabe können Sie auch als Hausaufgabe mitgeben, sofern alle die technischen Voraussetzungen haben, das Audio zu Hause abzuspielen. Mit etwas zeitlichem Abstand wiederholen die Lernenden so die Inhalte und schulen noch einmal das Hörverstehen in einem höheren Tempo.
In homogenen Kursen oder wenn Sie seit längerer Zeit regelmäßig mit den Langsam Gesprochenen Nachrichten arbeiten, können Sie das Audio im Originaltempo auch direkt nach der Textarbeit einsetzen.