Das Deutschlandlabor im DaF-Unterricht
Tragen die Menschen in Deutschland wirklich Socken in Sandalen? Trinken sie alle gern Bier? Und sind sie so perfekt organisiert, wie viele denken? Die Videos aus dem Deutschlandlabor überprüfen bekannte Klischees.
- didaktisch aufbereitete, etwa fünfminütige Videos zu verschiedenen landeskundlichen Themen
- Einzelfolgen, die unabhängig voneinander einsetzbar sind
- mit Video, Manuskript mit interaktiven Vokabelangaben, Aufgaben, Lösungen, Lehrerhandreichungen und Arbeitsblättern für den Unterricht
- abwechslungsreiche, unterhaltsame Themen, die sich gut als Sprechanlass eignen
- für Lernende ab der Niveaustufe A2
- für den Einsatz im Unterricht und zum Selbstlernen
- 20 monolinguale Folgen
Kurze Videos zur Landeskunde
Was ist Klischee und was ist vielleicht doch wahr? Für Lernende, die noch nie in Deutschland waren, ist diese Frage häufig schwer zu beantworten. Und auch wer das Land schon besucht hat, hat nur einen Teil der Wirklichkeit gesehen.
Die landeskundlichen Videos der Reihe „Das Deutschlandlabor“ behandeln 20 Themen, zu denen es stereotype Vorstellungen über Deutschland und die Menschen im Land gibt – und beleuchten sie aus unterschiedlichen Perspektiven. Dazu schlüpfen Moderatorin Nina und Moderator David in die Rolle zweier Forschender. In einem fiktiven Labor – dem „Deutschlandlabor“ – stellen sie Hypothesen und Leitfragen auf und definieren so den Forschungsgegenstand der Folge. Anschließend werfen sie ihre weißen Kittel ab, verlassen das Labor und führen Interviews mit verschiedenen Menschen in Deutschland.
Die Interviews spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie zeigen den Lernenden, dass sie bereits mit A2-Kenntnissen authentische Sprache verstehen können, wenn diese thematisch gelenkt ist und sich auf kürzere Äußerungen beschränkt.
Einerseits machen Nina und David Umfragen auf der Straße. Dabei sind die Fragen so gestellt, dass sie mit wenigen Worten oder Sätzen beantwortet werden können – zum Beispiel die Frage nach dem Lieblingsfach in der Schule oder die Frage, ob zu Hause Bücher gelesen werden oder zu welchen Anlässen Bier getrunken wird. Andererseits gibt es kurze Expertinnen- und Experteninterviews. Diese sind etwas länger und komplexer, dafür aber langsam gesprochen. Die Lernenden verstehen möglicherweise nicht jedes Wort, mithilfe des Übungsmaterials und des Kontexts aber die Bedeutung des Gesagten.
Nach einzelnen Abschnitten oder längeren Interviews wird der Inhalt oft noch einmal in einfacher, langsamer Sprache zusammengefasst. Das hilft den Lernenden besonders beim ersten Ansehen des jeweiligen Videos, die Inhalte zu verstehen und für das zweite Ansehen schon eine Hörerwartung an schwierigere Passagen aufzubauen.
Im Unterricht können Sie die Videos so auswählen, dass sie zu Ihren Kursinhalten passen. Oder Sie lassen die Teilnehmenden wählen, welche Themen sie besonders interessieren. Alle Videos sind sprachlich auf einem ähnlichen Niveau und thematisch unabhängig voneinander, es gibt also keine Progression.
Der Einsatz im Unterricht: zwei Ansätze
Für jedes Video werden zwei Didaktisierungsmöglichkeiten angeboten, von denen Sie eine auswählen können, die aber auch miteinander kombinierbar sind. Ein Ansatz ist gelenkter und zielt stärker auf das Hörsehverstehen ab, der andere ist freier und kommunikativer.
Gelenkter Ansatz zum Hörsehverstehen:
Zu jeder Folge finden Sie unter dem Menüpunkt „Extras“ die Aufgaben zur jeweiligen Folge als PDF zum Download. Meistens wird in der ersten Aufgabe wichtiger Wortschatz vorentlastet. Die Aufgabe sollte bearbeitet werden, bevor die Lernenden das Video ansehen. Es folgt eine Aufgabe zum globalen Hörverstehen, die die Lernenden nach dem ersten Ansehen des Videos bearbeiten, und eine Aufgabe zum detaillierten Hörverstehen, die sie nach dem zweiten Ansehen des Videos oder auch mithilfe des Manuskripts bearbeiten. Ermutigen Sie die Lernenden, sich auf das zu konzentrieren, was sie verstehen, und dies als Erfolg zu werten, anstatt sich über die (wahrscheinlich wenigen) Wörter zu ärgern, die sie nicht verstehen.
Die weiteren Aufgaben beziehen sich auf den im Video verwendeten Wortschatz und den landeskundlichen Aspekt, der im Video behandelt wird. Diese Aufgaben ähneln an vielen Stellen den interaktiven Aufgaben der Folge, geben diese aber nicht immer im Wortlaut wieder.
Diese Didaktisierung ist besonders geeignet, wenn Sie den Schwerpunkt Ihres Unterrichts auf die sprachlichen Fertigkeiten Hörsehverstehen und Wortschatz legen möchten. Auch in Kursen, in denen freie kommunikative Sequenzen noch schwer sind, können Sie sich so auf die sprachliche Arbeit konzentrieren.
Freier kommunikativer Ansatz:
Ebenfalls unter dem Menüpunkt „Extras“ finden Sie als PDFs zum Download den „Lehrerkommentar“, der sich auf das „Arbeitsblatt“ zur jeweiligen Folge bezieht, das ebenfalls als PDF zum Download unter „Extras“ zu finden ist. Damit gestalten Sie den Unterricht eher landeskundlich, themenbezogen und kommunikativ. Die Vorentlastung, die im Lehrerkommentar vorgeschlagen wird, ist häufig spielerisch und eher auf das Weltwissen der Lernenden bezogen als auf das sprachliche Vorwissen. Auch die Aufgaben des Arbeitsblattes sind kommunikativer: Die Aufgabe zum globalen Hörverstehen ergänzen die Teilnehmenden oft frei.
Häufig folgt darauf eine Aufgabe, die selektives Hörverstehen und Wortschatz zusammenfasst. Im Fokus steht jedoch die freie Kommunikation am Ende des Arbeitsblatts. Hier erhalten die Lernenden neuen inhaltlichen oder sprachlichen Input wie zum Beispiel passende Redemittel. Sie fassen Inhalte zusammen, drücken Vermutungen aus oder diskutieren über das Thema.
Dieser Vorschlag für den Unterrichtseinsatz ist besonders geeignet, wenn Sie den Schwerpunkt Ihres Unterrichts auf Landeskunde und den mündlichen Ausdruck der Lernenden legen möchten. In Kursen, in denen Diskussionen und freie Redebeiträge bereits möglich sind, können Sie „Das Deutschlandlabor“ so als Abwechslung im Unterrichtsalltag und interessanten Sprechanlass nutzen.
Kombination beider Ansätze:
Natürlich können Sie die Materialien auch kombinieren. Eine Möglichkeit besteht darin, den Unterricht mit dem Lehrerkommentar und dem dazugehörigen Arbeitsblatt zu gestalten und das Aufgabendokument zur Bearbeitung als Hausaufgabe zu verteilen. Alternativ können Sie die Teilnehmenden auch die interaktiven Aufgaben zu Hause bearbeiten lassen, wenn alle Teilnehmenden die technischen Möglichkeiten dazu haben.
Sie können aber auch zunächst nur die erste Übung des Arbeitsblattes nutzen, um Vorwissen im Kurs zu aktivieren und eine spielerische, kommunikative Grundstimmung zu erzeugen. Anschließend bearbeiten die Lernenden das PDF „Aufgaben zur Folge“. Zeigen Sie dazu das Video im Plenum. Die Lernenden arbeiten in Einzel- oder Partnerarbeit. Danach nutzen Sie die kommunikative Aufgabe des Arbeitsblattes. Auf diese Weise lässt sich eine Unterrichtseinheit von bis zu 60 Minuten gestalten.
Ideen ohne Lehrerkommentare und Übungen
Manchmal steht Ihnen im Unterricht nur wenig Zeit zur Verfügung. In diesem Fall können Sie das „Deutschlandlabor“ auch ohne die angebotenen Materialien nutzen. Wichtig ist dann jedoch eine gründliche Vorentlastung: Lassen Sie die Lernenden zum Beispiel ein Thema wählen und fragen Sie sie, warum sie sich gerade für dieses Thema entschieden haben. Schreiben Sie die Schlüsselthemen, die in den Begründungen wahrscheinlich auftauchen, an die Tafel. Bieten Sie dafür ggf. Wortschatz an oder wiederholen Sie Kausalsätze. Alternativ wählen Sie selbst ein Thema aus. Schreiben Sie es an die Tafel, schreiben Sie darunter „in Deutschland“ und ziehen Sie einen Kreis um beides. Die Lernenden kommen an die Tafel und ergänzen eine Mindmap. In größeren Kursen können die Mindmaps auch in Kleingruppen gemacht werden. Stellen Sie anschließend Fragen zur Mindmap, sodass eine Hörerwartung aufgebaut werden kann.
Die Lernenden sehen das Video ohne Untertitel an. Im Plenum sammeln sie die Aspekte, die sie verstanden haben. Schreiben Sie an der Tafel mit. Markieren Sie dabei offene Fragen oder Aussagen, von denen Sie selbst wissen, dass sie nicht richtig sind, mit einem Fragezeichen. Die Lernenden sehen das Video noch einmal mit Untertiteln an und machen sich Notizen. Sie sollen dann versuchen, die offenen Fragen zu beantworten. Ergänzen Sie dazu die Notizen wieder an der Tafel. Falls Fragen offenbleiben, können Sie das Manuskript verteilen. Die Lernenden suchen die Antworten in Einzelarbeit. Klären Sie dann im Plenum alle Fragen. Am Ende des Manuskripts finden die Lernenden den Lernwortschatz der Folge mit deutschsprachigen Erklärungen.
In der folgenden Unterrichtseinheit können Sie dazu ein Wortschatzspiel anbieten, zum Beispiel Eckenraten: Vier Lernende verteilen sich auf die vier Ecken des Unterrichtsraums. Sie als Lehrkraft oder eine Lernende oder ein Lernender fragt mithilfe des Glossars der Folge die Vokabeln ab. Diejenige der vier Personen, die das Wort zuerst weiß, ruft die Lösung in den Raum und darf eine Ecke vorrücken. Die Person, die dort steht, scheidet aus und setzt sich an ihren Platz. Am Ende gewinnt die Person, die noch im Spiel ist. Wenn Sie dieses Spiel häufiger im Unterricht einsetzen, können alle Teilnehmenden einmal mitspielen. Achten Sie darauf, dass die Lernenden, die an dem jeweiligen Spiel teilnehmen, eine relativ homogene Gruppe bilden.
Weitere Ideen für den Unterricht
- Die Lernenden führen im Unterricht selbst Interviews zum Thema durch. Dazu schreiben sie in Einzel- oder Partnerarbeit drei bis fünf Fragen auf und interviewen anschließend bei einem „Kursspaziergang“ mindestens fünf Personen oder Paare. Zur Ergebnissicherung können im Anschluss Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Interviews im Kurs und den Interviews in den Videos besprochen werden.
- Die Lernenden schreiben aus ihrer eigenen Perspektive einen Text zum Thema. Die Texte können zum Beispiel in Kleingruppen vorgelesen werden. Anschließend vergleichen die Lernenden ihre Texte miteinander und arbeiten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den Aussagen der Personen im Video heraus. Unterstützen Sie die Lernenden, indem Sie dafür nötigen Wortschatz an der Tafel notieren.
- Die Lernenden schreiben vor dem Ansehen des Videos die Klischees auf, die sie in Bezug auf Deutschland zu dem jeweiligen Thema kennen. Am Ende der Unterrichtseinheit schreiben sie kurze Texte darüber, wie sich ihr Bild verändert hat. Bieten Sie dazu Redemittel für Vorher-Nachher-Vergleiche an, zum Beispiel: „Ich habe immer gedacht, dass ... Aber das stimmt nicht.“ / „Über Deutschland habe ich oft gehört, dass ... Und das ist auch so.“ / „Das Video hat mir gezeigt, dass ...“ / „Im Video konnte man (aber) sehen, dass ...“. Die Texte können Sie am Ende im Kursraum aufhängen lassen. Die Lernenden lesen bei einem „Galerierundgang“ die Texte der anderen.
- Die Lernenden stellen interkulturelle Vergleiche an. In einem Kurs im Ausland können sie dazu Klischees über die eigene Kultur mit den Inhalten des Videos vergleichen. Lassen Sie die Teilnehmenden dazu kurze Texte verfassen oder Präsentationen erstellen.
- In Kursen, die in Deutschland stattfinden, können die Lernenden selbst kleine Interviews auf der Straße oder mit Bekannten führen. Dafür eignen sich auf diesem Lernniveau besonders geschlossene Fragen oder vorgegebene Antwortoptionen, aus denen die Interviewten eine oder mehrere auswählen können, anstatt frei zu antworten. Bereiten Sie die Fragen dafür gemeinsam vor und üben Sie gegebenenfalls vorher noch einmal das Siezen im Kurs. Die Ergebnisse können Sie in einer Statistik zusammenfassen.