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„Ampel-Aus“ zum Wort des Jahres gekürt

Die deutsche Politik hat das Wort des Jahres 2024 geprägt: Das „Ampel-Aus“ spiegelt den Bruch der deutschen Regierungskoalition wider. Auf Platz zwei landet die „Klimaschönfärberei".

Christian Lindner (l.), Robert Habeck (M.) und Olaf Scholz sitzen nebeneinander und schauen unzufrieden

Aus fast 2500 Begriffen und Wendungen wählte die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) das Wort des Jahres: „Ampel-Aus“ folgt auf „Krisenmodus“ aus dem Vorjahr – auch das eine Anspielung auf die politischen Verhältnisse in der Bundesrepublik. 

Seitdem die Sozialdemokratische Partei Deutschland (SPD), die Freie Demokratische Partei (FDP) und die Grünen 2021 eine gemeinsame Regierung gebildet hatten, stritten sich die Parteien lautstark in der Öffentlichkeit. Im November 2024 zerbrach die Koalition dann endgültig.

Kanzler Olaf Scholz warf seinem Finanzminister Christian Lindner mangelnde Kompromissfähigkeit und Verantwortungslosigkeit vor und setzte ihn mit einem Paukenschlag vor die Tür. Seitdem hat die Regierung keine Mehrheit mehr und ist auf die Zustimmung anderer Parteien angewiesen, wenn sie neue Gesetze beschließen möchte. Der Koalitionsbruch geht nun als „Ampel-Aus“ in die (Sprach-)Geschichte ein. Schon vorher hatte die Dreier-Koalition für Wortschöpfungen wie „Ampel-Irrsinn“ oder „Ampel-Zoff“ gesorgt, wurde sie von der Öffentlichkeit doch vor allem streitend wahrgenommen.

Als sprachlich interessant bezeichnete die Jury an dem Begriff „Ampel-Aus“ die Alliteration, also dass beide Wortbestandteile mit dem Buchstaben A beginnen. Zudem tauche die Präposition „aus“ in diesem Fall als Substantiv auf. 

Klima-und Kriegsvokabular auf den weiteren Plätzen 

Auf Platz zwei der beliebten Rangliste setzte die Jury den Begriff „Klimaschönfärberei“. Er steht für die Praxis, die Auswirkungen des Klimawandels zu beschönigen oder zu verharmlosen. „Unternehmen oder Organisationen versuchen dabei in einer Art von Greenwashing, sich umweltfreundlicher darzustellen, als sie tatsächlich sind“, erläutert die Gesellschaft für deutsche Sprache.

Platz drei ging an „kriegstüchtig“. „Wir müssen kriegstüchtig werden – wir müssen wehrhaft sein und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen“, erläuterte Verteidigungsminister Boris Pistorius nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Gemeint ist, dass Deutschland und Europa in der Lage sein sollten, einen russischen Angriff auf das Nato-Gebiet abzuwehren. Seit dem Ende des Kalten Krieges hat man in Europa wenig Geld in die Verteidigung investiert. Begeisterung hat Pistorius mit seiner Wortwahl nicht ausgelöst: Kritiker werfen ihm vor, Panikmache zu betreiben und die Gesellschaft militarisieren zu wollen. 

Alles begann mit „aufmüpfig“ 

Seit 1971 kürt die Gesellschaft für deutsche Sprache Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich bestimmt haben. „Für die Auswahl entscheidend ist dabei nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz und Popularität“, so die GfdS. Die Auswahl sei mit keiner Wertung oder Empfehlung verbunden. Die Liste soll den sprachlichen Nerv eines bald endenden Jahres treffen und so einen besonderen Beitrag zur Zeitgeschichte liefern. Das erste Wort des Jahres lautete 1971 übrigens „aufmüpfig“. 

suc/io (KNA/epd)