Nachrichten für Lehrkräfte

Arbeitsmigranten berichten über Diskriminierung

Deutschland braucht dringend Fachkräfte aus dem Ausland, doch viele fühlen sich einer neuen Studie zufolge nicht sehr willkommen. Immerhin: Die Erwerbsquote bei Zugewanderten ist auch nach fünf Jahren noch hoch.

Ein Mann arbeitet an einem Wärmetauscher (Quelle: Christoph Schmidt/dpa/picture alliance)

Rund 56 Prozent der Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten berichten über Diskriminierung in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Besonders schwierig ist hierbei die Wohnungssuche: Etwa 40 Prozent gaben an, in diesem Bereich schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. Außerdem fühlten sich jeweils gut ein Fünftel am Arbeitsplatz und beim Umgang mit Ämtern oder Behörden benachteiligt. Weniger häufig hätten die Befragten Diskriminierungen im Umgang mit Institutionen wie Schulen, Einrichtungen des Gesundheitssystems oder der Polizei geschildert.

Hürden auch bei Anerkennung

Die Forschenden des IAB kommen zu dem Schluss, dass erhebliche Herausforderungen bei der sozialen Integration bestünden. Und das liege nicht nur an den Diskriminierungserfahrungen: So gebe es weiterhin bürokratische Hürden bei der Visumserteilung, der Anerkennung beruflicher Abschlüsse und der Einwanderung im Familienkontext – trotz der gesetzlichen Änderungen und Erleichterungen infolge des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (FEG). Daher müssten beim Einwanderungsprozess auch die Jobsuche der Partnerinnen oder Partner die Kinderbetreuung und Wohnungssuche berücksichtigt werden, sagte IAB-Forscherin Tanja Fendel.

Auffällig sei, dass seit Einführung des FEG im März 2020 deutlich mehr Menschen mit Hochschulabschluss unter den Arbeitskräften aus dem Ausland seien, während der Anteil der Nicht-Akademiker um rund ein Drittel gesunken sei. „Der Nachweis der Gleichwertigkeit für im Ausland erworbene Berufsabschlüsse, vor allem in nicht reglementierten Berufen, ist langwierig, während Hochschulabschlüsse international besser vergleichbar sind“, erläuterte Fendel.

Gute Integration in den Arbeitsmarkt

Als positiv heben die Forschenden hervor, dass die meisten Zugewanderten einen Platz auf dem Arbeitsmarkt fänden: So seien im ersten Jahr nach dem Zuzug rund 92 Prozent aller Personen, die seit 2017 zum Arbeiten nach Deutschland gekommen sind, sozialversicherungspflichtig beschäftigt, machten eine Ausbildung oder ein Praktikum. Auch fünf Jahre nach dem Zuzug arbeiteten noch 75 Prozent der Frauen und 86 Prozent der Männer. Dies sei ein höherer Wert als bei deutschen Staatsangehörigen, von denen nur 65,5 Prozent berufstätig seien.

Insgesamt stieg zwischen 2010 und 2019 laut IAB die Erwerbsmigration aus Nicht-EU-Staaten von 30.000 auf 64.000 Menschen pro Jahr. Während der Pandemie gab es einen Rückgang, 2023 lag die Zahl bei 72.000. Die Einführung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes hatte besonders Auswirkungen auf jüngere Arbeitskräfte: Der Anteil der Menschen zwischen 18 und 31 Jahren, die seitdem einen Aufenthaltstitel zu Erwerbszwecken erhielten, stieg von 42 Prozent auf 61 Prozent. 

ip/sts (dpa/KANN)