Armenischer Deutschlehrerverband
In Armenien sind die Menschen, die sich mit der deutschen Sprache beschäftigen, eng vernetzt. Dass man sich regelmäßig sieht und enger Kontakt herrscht, liegt auch an der Arbeit des Deutschlehrerverbands.
Eliza Ghazaryan ist seit Anfang 2018 Vorsitzende des Armenischen Deutschlehrerverbands. Die Deutschlehrerin leitet den Lehrstuhl für Germanistik an der Universität für Sprachen und Sozialwissenschaften in Jerewan. Deutsch als Fremdsprache unterrichtet sie nur noch selten – „leider“, sagt sie.
Deutsche Welle: Frau Ghazaryan, Sie sind seit einem Jahr Vorsitzende des Deutschlehrerverbands. Wie waren die ersten 365 Tage im Amt?
Eliza Ghazaryan: Die Arbeit macht mir großen Spaß, aber man braucht auch etwas Zeit, um sich komplett zurechtzufinden. Ich war schon lange im Verband, aber nicht so aktiv. Und die aktive Arbeit ist dann doch noch einmal etwas ganz anderes.
Wir haben bereits eine große Deutschlehrertagung mit über 200 Deutschlehrern und Deutschlehrerinnen und Referentinnen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich organisiert. Da wurden wir vom Auswärtigen Amt unterstützt. Für dieses Jahr haben wir das wieder geplant. Seit 2013 gibt es alle zwei Jahre eine Deutschlehrertagung in Armenien.
Das klingt nach einer umfangreichen Veranstaltung. Eine große Verantwortung für so einen jungen Vorstand!
Ja, aber wir hatten auch viel Unterstützung. Der ADV arbeitet hier nicht allein. In Armenien ist die deutsche Gesellschaft, also die Leute, die sich intensiv mit Deutsch auseinandersetzen, sehr aktiv. Wie arbeiten alle unter einem Dach, dem der deutschen Botschaft. Hier funktioniert das Netzwerk Deutsch. Erst im Dezember hatten wir unser letztes Treffen in der Botschaft. Da haben wir auch schon unsere nächste gemeinsame Veranstaltung geplant.
Das sind ja tolle Voraussetzungen für Ihre Arbeit!
Ja, es macht auch sehr viel Spaß. Aber trotzdem müssen wir gerade mit vielen Herausforderungen klarkommen, wie wahrscheinlich viele andere Deutschlehrerverbände in der Welt auch. Englisch hat an vielen Schulen den ersten Platz der Fremdsprachen eingenommen und jetzt lernt man an unseren Schulen nur noch ganz wenig Deutsch.
Etwas mehr als drei Prozent nehmen noch Deutsch als Fremdsprache. Deswegen steht unsere weitere Arbeit unter Druck. Und das setzt sich fort: Diejenigen, die kein Deutsch an der Schule nehmen, kommen dann natürlich auch nicht an die Universitäten. Aber sowohl das Goethe-Kulturzentrum als auch der DAAD und die Botschaft sind sehr aktiv. Wir arbeiten sehr intensiv, um die Situation zu verbessern.
Was genau unternehmen Sie da?
Ich war beispielsweise in einer vom Ministerium organisierten Arbeitsgruppe, in der wir ein neues Konzept für Fremdsprachen erarbeitet haben. Jetzt darf man hier in Armenien drei Fremdsprachen lernen: Russisch steht an erster Stelle, dann lernen viele Englisch als zweite Fremdsprache und dann kommt vielleicht noch eine dritte Sprache, und die kann oft auch Deutsch sein. Früher lernten viel mehr Schüler Deutsch oder auch Französisch.
Aber das ist ja besser als gar nichts.
Natürlich. Und ganz so schwarz sieht es dann auch wieder nicht aus, denn im Erwachsenenbereich ist Deutsch sehr beliebt. Sehr viele lernen einfach privat Deutsch oder besuchen ein Sprachzentrum. Die bleiben also nicht ohne Arbeit.
Woran liegt dieses große Interesse für Deutsch?
Deutsch ist für viele eine Möglichkeit, etwas für die Karriere zu tun. Vor allem Mediziner und Naturwissenschaftler streben sehr stark nach Deutschland. Wenn ich privat Deutsch unterrichte, sind die Lernenden meistens entweder Künstler, Ärzte oder Physiker.
Die wichtigsten Infos in Kürze:
Der armenische Deutschlehrerverband wurde 1993 gegründet und hat 85 Mitglieder. Bei der Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder sowie Experten, die auf Einladung Vorträge halten.
Vorstandsgremium:
- Dr. Eliza Ghazaryan (Vorsitzende)
- Dr. Karine Hovhanisyan (Generalsekretärin)
- Shoghik Aharonyan (Schatzmeisterin)
- Martin Minasyan
IDV-Kontaktperson:
Eliza Ghazaryan, elisaghazarian@hotmail.com