Ausbeutung auf der Autobahn
Sie sind oft Wochen oder Monate unterwegs und schlafen in ihren Fahrzeugen: Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer auf deutschen Autobahnen. Rund ein Viertel kommt aus Osteuropa, wo die Löhne besonders niedrig sind.
Fünf Wochen lang streikten im Frühling 2023 Lkw-Fahrer aus Georgien und Usbekistan und blockierten auf einer deutschen Autobahnraststätte sogar die Fahrzeuge ihres Arbeitgebers, einer polnischen Spedition. Sie forderten die Zahlung ihrer Löhne. Immer wieder kommt es vor, dass Lkw-Fahrer nicht pünktlich bezahlt werden. Häufig bekommen sie dabei nicht einmal den Mindestlohn, der ihnen eigentlich zusteht.
Viele der oft osteuropäischen Fahrer leben über Wochen oder sogar Monate in ihren Lkw und kochen ihr Essen auf Gaskochern. Für die sanitären Anlagen auf den Raststätten müssen sie zahlen, ebenso für das Wasser. Eigentlich gibt es in der EU arbeitsrechtliche Regeln, die sie schützen sollen, ihnen zum Beispiel den Mindestlohn des jeweiligen Landes garantieren. Doch diese Regeln werden oft umgangen.
Das größte Problem ist ein großes und unübersichtliches Netzwerk von verschiedenen Unternehmen in unterschiedlichen Ländern, meint Dominique John vom Netzwerk Faire Mobilität. „Und dass bei diesen Subunternehmern viel Geld verdient wird, weil Lkw-Fahrer, die für sie arbeiten, mit unterschiedlichen Vertragskonditionen schlicht und ergreifend ausgebeutet werden“, so John. Außerdem sind die Verträge sehr kompliziert, sogar für Fachleute. Die Angestellten kennen ihre Rechte oft gar nicht.
Hinzu kommen unterschiedliche Zuständigkeiten von Behörden, die effektive Kontrollen fast unmöglich machen, erklärt Reinhard Assmann von der Gewerkschaft Transport und Logistik (GDL). John fordert deshalb mehr Transparenz, etwa durch die Digitalisierung von Dokumenten. Außerdem soll die Vergabe von Aufträgen an Subunternehmer stärker geregelt werden. Zurzeit leben viele Fahrerinnen und Fahrer in einer Situation, „die man sich gar nicht vorstellen kann“, so John.