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Beauty-Filter: zu schön, um echt zu sein

Veraltete Rollenklischees, Konformitätsdruck, psychische Krankheiten als Folge des ständigen Selbstvergleichs – die Liste der Kritikpunkte an Beauty-Filtern in sozialen Netzwerken ist lang. Doch das Geschäft boomt.

Trockene Haare, müde Augen, eine unregelmäßige Haut: Unser Aussehen ist nicht perfekt. Doch in sozialen Netzwerken zeigt sich ein anderes Bild. Hier lächeln uns fast alle Menschen mit toller Frisur, perfekter Haut und superweißen Zähnen entgegen. Der Markt für Gesichtsfilter-Programme boomt. Dass die Fotos und Videos bearbeitet wurden, ist inzwischen kaum noch zu erkennen.

Dabei (re-)produzieren die Filter ein sehr einheitliches Schönheitsideal: schwarze Haut wird heller gemacht, weiße Haut rosiger, große Nasen schmaler. Obwohl die Technik neu ist, bedient sie veraltete Rollenklischees, kritisiert die Kunstpädagogin Katja Gunkel. Sie warnt außerdem vor dem Konformitätsdruck, der durch die Nutzung der Apps entsteht.

Tatsächlich fühlen sich laut einer britischen Studie zwei Drittel der jungen Menschen von den Schönheitsstandards in sozialen Netzwerken unter Druck gesetzt. Eine weitere Befragung aus Großbritannien zeigte, das etwa ein Drittel aller Mädchen zwischen 11 und 21 Jahren keine unbearbeiteten Fotos mehr von sich veröffentlicht. „Wir werden von Social Media darauf hintrainiert, nach außen ein perfektes Ich abzugeben“, meint die Youtuberin Silvi Carlsson. „Das macht uns kaputt.“ Das Fachblatt JAMA Facial Plastic Surgery warnt sogar vor Depressionen als Folge des Selbstvergleichs mit gefilterten Selfies.

In verschiedenen Staaten wird bereits eine Kennzeichnungspflicht für bearbeitete Bilder in der Werbung diskutiert. Gunkel ist dafür, glaubt jedoch nicht, dass dies eine Lösung für private Bilder sein kann. Sie sieht das Problem in einer kapitalistischen Logik, die die Menschen dazu bringt, sich selbst immer weiter zu optimieren – und dafür zu konsumieren. Die wichtigste Aufgabe sieht sie darin, Resilienz im Umgang mit den Bildern zu entwickeln.

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