Braucht Deutschland ein allgemeines Tempolimit?

In fast allen europäischen Ländern darf man auf Autobahnen nicht schneller als 130 Stundenkilometer fahren. Nur in Deutschland gilt meistens: freie Fahrt für alle. Viele Menschen sind damit jedoch nicht einverstanden.

Deutschlands Autobahnen sind in Europa eine Ausnahme. Fast überall sonst gelten Tempolimits von 110, 120 oder 130 Kilometern pro Stunde. Nur in Deutschland darf man grundsätzlich so schnell fahren, wie man will – abgesehen von streckenweisen Geschwindigkeitsbegrenzungen, die es auf 30 Prozent der Autobahnabschnitte gibt. Für das Rasen auf deutschen Autobahnen wird im Ausland sogar Werbung gemacht.

In Deutschland ist das Thema jedoch stark umstritten. Inzwischen ist zwar eine Mehrheit der Menschen für ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen. Aber bisher sind alle Versuche gescheitert, ein solches Gesetz einzuführen – auch die aktuelle Bundesregierung wurde sich nicht einig. Vor allem die Mitglieder konservativer Parteien, junge Männer und Vielfahrer lehnen es ab.

Dabei wäre schon ein Tempolimit von 120 km/h gut fürs Klima, zeigt eine Untersuchung des Umweltbundesamts (UBA): Man könnte so fast drei Prozent der Emissionen im Straßenverkehr einsparen. Denn je langsamer ein Auto fährt, desto weniger Schadstoffe stößt es aus. Ein Tempolimit von 100 km/h hätte laut UBA sogar noch mehr Vorteile: Wegen des kürzeren Bremswegs könnten bis zu 70 Prozent der Unfälle verhindert werden. Außerdem würde es weniger Staus und Lärm geben.

Doch viele Gegner des Tempolimits sind der Meinung, dass es der Umwelt zu wenig nützt; die Einschränkungen sind ihnen dagegen zu groß. Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) verweist auf die Unfallzahlen, die in Deutschland nicht höher sind als in Ländern mit Tempolimit. Das heißt allerdings nicht, dass ein hohes Tempo automatisch sicher ist. Denn schon jetzt fahren über drei Viertel der Menschen in Deutschland freiwillig weniger als 130 km/h – aus Vorsicht.