Brienz: ein Bergdorf in Gefahr

Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren mussten die Menschen in Brienz in der Schweiz ihre Häuser verlassen. Denn wieder droht eine Gerölllawine, das Dorf zu zerstören. Wann sie zurückkehren können, weiß niemand.

Brienz, ein kleines Dorf in den Schweizer Alpen, liegt auf etwa 1150 Metern Höhe. Darüber ragt ein Berg auf – und der bringt eine große Gefahr mit sich: Etwa 1,2 Millionen Kubikmeter Felsschutt bewegen sich in Richtung Tal, in den letzten Wochen etwa 25 Zentimeter am Tag. Niederschläge oder Felsstürze könnten die Geschwindigkeit jedoch auf 80 Kilometer pro Stunde erhöhen, sagt der Schweizer Geologe Stefan Schneider.

Die Menschen mussten deshalb ihre Häuser verlassen und dürfen das Dorf zurzeit nicht betreten. Pascal Porchet vom Amt für Militär und Zivilschutz im Kanton Graubünden hatte dazu geraten, nicht nur Gepäck für Alltag und Arbeit oder wichtige Dokumente mitzunehmen. Die Brienzerinnen und Brienzer sollten auch das einpacken, „was Versicherungen oder Geld nicht ersetzen können, also die Dinge, die [ihnen] einfach persönlich wertvoll sind.“ Nach Medienberichten konnten mittlerweile alle Betroffenen eine Unterkunft für die kommende, unsichere Zeit finden.

Im Mai 2023 mussten die Einwohnerinnen und Einwohner das Dorf schon einmal verlassen. Tatsächlich stürzte im Juni dann ein gewaltiger Strom aus Geröll den Berg hinunter – und stoppte nur wenige Meter vor dem alten Schulhaus im Dorf. Häuser wurden nicht zerstört, aber auf den Wiesen und Straßen lag teils meterhoch Geröll. Im Juli konnten die Menschen dann nach Brienz zurückkehren.

Die aktuelle Gefahr ist wahrscheinlich noch größer. Denn nach dem vielen Regen in diesem Jahr ist das Geröll nass und könnte deshalb deutlich weiter ins Dorf hineingelangen, meint Schneider. Und schon jetzt hat das Abrutschen des Erdbodens unter dem Dorf große Schäden verursacht, wie ein Bewohner berichtet: „Türen, die nicht mehr schließen, Kanalisation, die nicht mehr funktioniert, Wände, Decken, Böden zerrissen – das ist meine Realität.“