Dahlia-Sophie Mayer spielt mit Kindern einer Kindertagesstätte im Sand.

„Bufdis“ sind gefragt

Der Bundesfreiwilligendienst wird in Deutschland immer beliebter. Viele junge Menschen machen ihn nach Ende der Schulzeit, um sich zu orientieren. Die Freiwilligen helfen dabei in sozialen Einrichtungen mit.‎

Dahlia-Sophie Mayer ist eine von vielen so genannten „Bufdis“ und arbeitet in einer Kindertagesstätte (Kita) in Bonn. Sie sagt: „Weil ich gut mit Kindern umgehen kann und die Arbeit gerne mache, habe ich mich für eine Kita entschieden.“ Die junge Frau hat vor Kurzem die Schule beendet, weiß jedoch noch nicht, ob sie eine Ausbildung oder ein Studium beginnen möchte. Um die Zeit nach der Schule sinnvoll zu nutzen, hat sie sich für den Bundesfreiwilligendienst entschieden. Sie hofft, dass ihr die Erfahrung in der Kita bei der Berufswahl helfen wird.

Der Bundesfreiwilligendienst wurde im Jahr 2011 in Deutschland eingeführt, nachdem die Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst abgeschafft worden war. Freiwillige übernahmen ab dann die Arbeit der „Zivis“ in Krankenhäusern, Kindergärten, Altenheimen und anderen Einrichtungen. Um den meist einjährigen Dienst kann sich jeder bewerben – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft. Die Teilnehmer bekommen dafür bis zu 350 Euro im Monat. Die Nachfrage ist so groß, dass die insgesamt 35 000 Stellen kaum ausreichen.

Doch es gibt auch Kritik an dem Freiwilligendienst. Einige Menschen glauben, dass die „Bufdis“ anderen Menschen die Arbeitsplätze wegnehmen. Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband ist anderer Meinung. Er sagt, dass die Freiwilligen keine Arbeitskräfte sind, sondern nur Hilfstätigkeiten übernehmen. Ihren Einsatz sieht Schneider positiv: „Sie bereichern das Leben in den Einrichtungen ungemein“, sagt er. Auch Dahlia-Sophie ist mit dem Bundesfreiwilligendienst zufrieden und würde ihn sofort anderen Jugendlichen empfehlen.


Glossar

Bufdi, -s
(m./f.) – umgangssprachlich für: jemand, der den → Bundesfreiwilligendienst macht

gefragt sein – beliebt sein

Bundesfreiwilligendienst (m., nur Singular) – der Name eines Programms für soziale Tätigkeiten, für die man sich frei entscheidet

sich orientieren – hier: sich für einen Beruf entscheiden

soziale Einrichtung, -en (f.) – die öffentliche Institution wie z. B. der Kindergarten

Kindertagesstätte, -n (f.) – eine Einrichtung, in der Kinder tagsüber betreut werden

mit jemandem gut umgehen können – hier: sich gut mit jemandem verstehen

die Zeit sinnvoll nutzen – die Zeit so verbringen, dass es einem selbst oder anderen hilft

etwas ein|führen – hier: ein neues Projekt offiziell gültig machen

Wehrpflicht – die Bestimmung, dass jeder Mann für einen bestimmten Zeitraum in der Armee dienen muss

Zivildienst (m., nur Singular) – die soziale Tätigkeit, die junge Männer zwischen 1984 und 2011 anstelle des Wehrdienstes machen konnten (Person, die Zivildienst macht: der Zivi)

etwas ab|schaffen – etwas aufgeben; etwas beenden

Freiwillige, -n (m./f.) – jemand, der sich frei entscheidet, eine Tätigkeit (z. B. im sozialen Bereich) zu machen, für die er nichts oder nur wenig Geld bekommt

unabhängig von etwas – egal, wie etwas ist

jemandem den Arbeitsplatz weg|nehmen – den Job bekommen, den ein anderer möchte

Paritätischer Wohlfahrtsverband (m.) – Organisation, die sich für kranke und schwache Menschen einsetzt und → Freiwillige vermittelt

Arbeitskraft, -kräfte (f.) – hier: jemand, der eine Berufsausbildung hat und arbeitet

etwas bereichern – etwas durch seine Arbeit besser machen

ungemein – sehr


Fragen zum Text

1. Welcher Satz ist richtig? Dahlia-Sophie macht den Bundesfreiwilligendienst, weil sie …

a) danach bessere Chancen hat, einen Job zu finden.
b) noch nicht weiß, was sie werden möchte.
c) keinen Studienplatz bekommen hat.

2. Welcher Satz ist falsch?
a) Jeder Deutsche muss am Bundesfreiwilligendienst teilnehmen.
b) Sowohl Männer als auch Frauen können sich darum bewerben.
c) Man bekommt etwas Geld dafür.

3. Warum wurde der Bundesfreiwilligendienst eingeführt?
a) Weil soziale Arbeit gut für junge Menschen ist.
b) Um mehr Arbeitsplätze zu schaffen.
c) Weil man einen Ersatz für die Zivis brauchte.

4. Dahlia-Sophie ist sich noch nicht sicher, … sie an der Universität studieren will oder nicht.
a) ob
b) dass
c) das

5. Es gibt so viele Menschen, die am Freiwilligendienst interessiert sind, … es nicht genug Stellen gibt.
a) ob
b) dass
c) das


Arbeitsauftrag
Gibt es in eurem Land auch einen freiwilligen Dienst in sozialen Einrichtungen? Welche Institution würdet ihr wählen, wenn ihr am Bundesfreiwilligendienst teilnehmen würdet? Würdet ihr lieber in einem Krankenhaus, in einer Kita oder in einem Altenheim arbeiten? Begründet eure Wahl!