Manuskript

Chaos an den Flughäfen

Während der ersten zwei Jahre der Corona-Pandemie gab es nur wenig Flugverkehr. An den Flughäfen wurden viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen oder haben gekündigt – Personal, das jetzt dringend gebraucht wird. Denn die Nachfrage nach Flugreisen ist zurzeit sehr groß. Viele Passagierinnen und Passagiere ärgern sich über die Wartezeiten und das Chaos, das durch das fehlende Personal entsteht.

SPRECHER:
Flughafen Düsseldorf, Abflughalle: Die Menschen, die vor der Sicherheitskontrolle warten, brauchen viel Geduld. Mehr als vier Stunden kann es dauern, bis man dran ist. Solche Bilder, es gibt sie schon seit Wochen immer wieder. Hunderte Menschen haben schon ihren Flug verpasst.

FLUGGAST 1:
Wir sind sauer, weil, wir haben Urlaub genommen. Wir haben alles organisiert. Wir sind fünf Stunden früher da und dann … Ist einfach Zeitverschwendung. Wir könnten noch was anderes erledigen.

FLUGGAST 2:
Ich bin enttäuscht, total enttäuscht, weil, ich habe ja Geld bezahlt und will dafür auch Leistung bekommen.

FLUGGAST 3:
Mein Nachbar arbeitet am Flughafen, und der meinte auch, das ist aufgrund des Personalmangels. Und das ist blöd. Wenn man den Flug verpasst, man hat viel Geld dafür bezahlt. Das ist ärgerlich. Gerade bei den Securitys, dass die teilweise entlassen wurden oder auch gekündigt haben in der Corona-Zeit.

SPRECHER:
In der Corona-Pandemie war die Luftfahrt weltweit zum Erliegen gekommen. Und jetzt, wo die die Menschen  wieder reisen wollen, sind viele Flughäfen anscheinend schlecht vorbereitet. Beim Branchenverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft sagt Julia Fohmann-Gerber, das Chaos an vielen deutschen Flughäfen sei bedauerlich, aber kaum zu verhindern gewesen.

JULIA FOHMANN-GERBER (Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft):
Die Corona-Pandemie hat die Branche vor große wirtschaftliche Herausforderungen gestellt. Deshalb musste leider auch Personal abgebaut werden. Einiges ist in andere Branchen abgewandert. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass die Nachfrage nach Flugreisen nach zwei Jahren Pandemie sehr sprunghaft angestiegen ist und die Covid-Restriktionen von den Regierungen doch sehr kurzfristig zurückgenommen wurden, sodass ’ne richtige Planungssicherheit, was den Restart anging, so nicht gegeben war.

SPRECHER:
Özay Tarim sieht das ganz anders. Der Luftverkehrsexperte betreut für die Gewerkschaft Verdi die Mitarbeiter der privaten Dienstleistungsfirmen, die in Düsseldorf für die Sicherheitskontrollen zuständig sind.

ÖZAY TARIM (Gewerkschaft Verdi):
Der Staat, der eigentlich verantwortlich ist für diese hoheitliche Aufgabe, legt diese Aufgabe in die Hände von privaten Sicherheitsunternehmen. Und die wollen natürlich Geld verdienen. Das sind keine Sozialverbände. Und wo kann man gut dann Geld sparen? Indem man die Personaldecke klein hält. Wir haben einen erheblichen Personalmangel, insbesondere in der Fluggastkontrolle. Das sind die Sicherheitskontrollen, wo ja alle Fluggäste durch müssen. Man hat es versäumt, Personal einzustellen, und das sind die Bilder, die dann daraus resultieren.

SPRECHER:
Das Problem: Wer an der Sicherheitskontrolle arbeiten will oder auf dem Vorfeld, wo zum Beispiel das Gepäck in die Flugzeuge geladen wird, muss besonders zuverlässig sein. Die nötige Sicherheitsüberprüfung dauert mindestens sechs Wochen, meist sogar länger. Mal eben neue Leute einstellen, das geht also nicht. Ein Dilemma mit dramatischen Folgen, wie uns ein Mitarbeiter der Sicherheitskontrolle an einem deutschen Flughafen sagt. Er möchte anonym bleiben.

MITARBEITER LUFTSICHERHEITSKONTROLLE:
Man sieht die ganzen Menschenmassen hier in den Hallen. Irgendwann ist der Leistungszustand dann auch erreicht, wo wir eine Pause brauchen. Die ist aktuell weder durch die Bundespolizei noch durch den Arbeitgeber gegeben. Es wird einfach nur ein Durchjagen, ein Durchfluss der Passagiere betrieben und großartig keine Luftsicherheit mehr gewährleistet.

SPRECHER:
Wegen der schleppenden Bodenabfertigung hat Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa gerade fast 1000 Flüge gestrichen. Wer in den Urlaub fliegen will, dürfte auch in den nächsten Wochen viel Geduld brauchen.

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