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Bester Club Deutschlands: Das Kölner Bootshaus

Bettina Baumann
12. April 2019

Laut dem englischen "DJMag" ist mittlerweile nicht mehr das Berghain in Berlin, sondern das Bootshaus in Köln der angesagteste Club Deutschlands. Weltweit landet es sogar auf Platz acht. Ein Besuch.

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Bootshaus Köln Bildergalerie
Bild: Bootshaus

"Mist, jetzt muss ich da nochmal rein!", war mein erster Gedanke, als ich von meiner Redaktion den Auftrag erhielt, mich doch mal im Bootshaus umzusehen, weil dieses gerade vom englischen Fachmagazin "DJMag" zum achtbesten Club der Welt - und damit zum allerbesten in ganz Deutschland - gekürt worden war.

Der Grund? Nunja, mein erster Besuch im Februar im Rahmen der "New Blood"-Party machte mich nicht gerade zum Bootshaus-Fan. Unter den Anfang 20-jährigen Besucherinnen und Besuchern fiel ich mit meinen fast 30 Jahren irgendwie aus dem Rahmen. Während ich mich auf die Musik und das Tanzen konzentrierte, war es den Leuten um mich herum scheinbar wichtiger, Fotos und Stories bei Instagram zu posten. Auch das Thekenpersonal fiel mir mit seinem gelangweilten Blick negativ auf. Daher war mir nach dieser Nacht klar: Mein Laden ist das Bootshaus nicht. 

Doch mit dem Auftrag zu diesem Text sollte es eine zweite Chance bekommen - nämlich bei der "Gods & Monsters"-Party, deren Lineup vielversprechend klang. Auf dem Programm standen unter anderem die Belgierin Charlotte de Witte und das deutsche DJ-Duo AKA AKA - also elektronische Musik vom feinsten. Außerdem der Dubstep-DJ Skism, Sven Schaller und Gregor Tresher. 

Die Tür

Wer ins Bootshaus hineinkommen möchte, muss eigentlich nicht viel tun, außer sich im Vorverkauf oder an der Abendkasse ein Ticket zu kaufen (meist zwischen 15 und 25 Euro) - und sich vor den Türstehern nicht daneben zu benehmen. Eine Auslese à la Berghain, über die der berühmt-berüchtigte Sven Marquardt wacht ("härteste Tür Deutschlands") gibt es nicht. "Kein Dresscode" und "Alles geht, nichts muss", schreibt das Bootshaus auf seiner Homepage zum Thema Einlass. Das ist einerseits sympathisch, kann aber auch dazu führen, dass man neben einer Horde Junggesellenabschied feiernder Männer tanzen muss.   

Die Location

Drinnen angekommen, wird man von der Größe der Location erst einmal erschlagen - jedenfalls ging es mir so, als ich das Bootshaus mit seinem ausladenden Außenbereich, dem riesigen Mainfloor und den etwas kleineren Räumen, der BLCKBX und der Dreherei, das erste Mal betrat. Nach eigenen Angaben finden knapp 2000 Menschen im Bootshaus Platz. (Zum Vergleich: Im Berghain sind es 1500 und im Siegerclub des "DJMag"-Rankings, dem Green Valley in Brasilien, sind es ganze 12.000!).

Charlotte de Witte legt auf dem Mainfloor des Bootshaus auf.
Es wummert, flackert und leuchtet: Beim Auftritt von Charlotte de Witte wird sichtbar, was der Mainfloor alles zu bieten hatBild: Bootshaus

Das DJ-Pult auf dem Mainfloor ist prominent platziert und aufwendig in Szene gesetzt. Die Bühne für die ganz großen Namen. Genau wie in der Dreherei ist er mit dem hoch gelobten Soundsystem von Funktion-One ausgestattet, während die Bassmusik in der BLCKBX via Martin Audio-System erschallt. Nicht zuletzt die dadurch gewährleistete ausgezeichnete Soundqualität macht das Bootshaus bei seinen Fans so beliebt. 

Die Party

Der Sound hat es in sich. Selbst in den hintersten Reihen - wo ich aufgrund des großen Andrangs bei Charlotte de Witte stehe - durchdringt die Musik den ganzen Körper - ein tolles Gefühl. Dennoch will mich der Gig nicht so recht berühren. Die Menschenmassen, die spektakulären Lichteffekte mitsamt von der Decke aufflackerndem Feuer sowie zahlreiche Handybildschirme, die rings um mich aufleuchten, lenken ab.

Ganz anders dagegen die Atmosphäre in der Dreherei: ein intimer Raum ohne viel Chichi, in dem ich voll und ganz in die Musik eintauchen kann und mehrere Stunden zum Set von AKA AKA durchtanze. Ein eindeutiges Urteil fällt mir schwer. 

Menschen tanzen im Bootshaus in der Dreherei beim Auftritt von AKA AKA.
Die Dreherei: Das Flair ist hier intimerBild: Bootshaus

Was ich bei meinen beiden bisherigen Partys im Bootshaus vermisst habe, ist etwas Wesentliches: das Gefühl, mich mit Betreten eines Clubs in eine andere Welt zu begeben; einen Ort, an dem andere Regeln gelten, und an dem es auch um Kontrollverlust und Loslassen geht. In dieser Hinsicht kann das Bootshaus mit dem Berghain, das es als "besten Club Deutschlands" abgelöst hat, einfach nicht mithalten.

Das Ranking der 100 besten Clubs der Welt wird seit 2005 jährlich vom englischen Fachmagazin "DJMag" erstellt. Zu Beginn wählten die DJs ihre Lieblingsclubs. Seit 2011 ist die Wahl für jedermann offen. In diesem Jahr stimmten mit 600.000 Menschen so viele ab wie noch nie. Gewonnen hat, wie bereits 2018, "Green Valley" in Brasilien. Auf Platz 2 und 3 landeten "Echostage" in der US-Hauptstadt Washington und "Ushuaia" auf der spanischen Insel Ibiza. Mit dem Bootshaus (Platz 8) und Berghain (Platz 10) sind auch zwei Clubs aus Deutschland unter den Top 10 gelandet.

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