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Der Deutsche Buchpreis 2023 geht nach Österreich

Jugend zwischen Elite-Internat und virtueller Welt: Der Coming-of-Age-Roman "Echtzeitalter" des jungen Wiener Autors Tonio Schachinger gilt als der beste deutschsprachige Roman des Jahres.

Der österreichische Autor Tonio Schachinger mit seinem Buch "Echtzeitalter" in der Hand vor einer Wand mit der Aufschrift "2023 deutscher buchpreis" (Quelle: Hannelore Förster/IMAGO IMAGES)

In seinem Buch "Echtzeitalter" erzählt der 31-jährige Schriftsteller Tonio Schachinger die Geschichte des Wiener Gymnasiasten Till. Mit dem snobistischen Umfeld seines elitären Internats kann der Romanheld nicht viel anfangen. Seine Leidenschaft ist das Gamen. 

Der Roman ist thematisch vielseitig: Es geht um den Zerfall der Familie, um Freundschaften, die erste Liebe. Und es geht ums Gaming, denn die Pubertät von Till spielt sich zu großen Teilen im Internet ab. Sein Leben ist geprägt von zwei Welten: Da ist das Eliteinternat, gezeichnet von Drill und dem Kampf um sozialen Status. Dort, zwischen Snobs und einem despotischen Klassenlehrer, landet er nach der Scheidung seiner Eltern. Und da ist die Welt des Gaming, in die sich der eher zurückhaltende Till flüchtet - oft bis tief in die Nacht. Ohne dass jemand aus seinem Umfeld davon wüsste, ist Till mit 15 Jahren eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt.

Auf den ersten Blick sei "Echtzeitalter" ein Schulroman, auf den zweiten viel mehr als das, befand die siebenköpfige Jury, die den Roman aus 196 Titeln auswählte: "Mit feinsinniger Ironie spiegelt Schachinger die politischen und sozialen Verhältnisse der Gegenwart. Aus gebildeten Zöglingen spricht die rohe Gewalt. Die Welt der Computerspiele bietet einen Ort der Fantasie und Freiheit." Der Text verhandle "auf erzählerisch herausragende und zeitgemäße Weise die Frage nach dem gesellschaftlichen Ort der Literatur".

Tonio Schachinger wurde 1992 in Neu-Delhi geboren, er studierte Germanistik und Sprachkunst in Wien. Der jetzige Buchpreis-Erfolg kommt für den Österreicher im zweiten Anlauf. Denn vor vier Jahren stand der junge Autor schon einmal auf der Shortlist – damals mit seinem Debüt "Nicht wie ihr". In diesem Jahr setzte er sich gegen fünf weitere Autorinnen und Autoren durch, die es ebenfalls auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hatten: Terézia Mora ("Muna oder Die Hälfte des Lebens"), Necati Öziri ("Vatermal"), Anne Rabe ("Die Möglichkeit von Glück"), Sylvie Schenk ("Maman") sowie Ulrike Sterblich ("Drifter").

Schachinger nahm die mit 37.500 Euro dotierte Auszeichnung, die traditionell zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse verliehen wird, im Kaisersaal des Frankfurter Römer entgegen. 

 

io/sts (mit dpa/KNA/epd)