Manuskript

Der Traum vom Haus im Grünen

Landflucht? Das war einmal. Seit Corona und dem Siegeszug des Homeoffice träumen viele Stadtbewohner von einem Haus auf dem Land und einem eigenen Garten. Das lässt die Immobilienpreise steigen.

Wer schon einmal in Berlin, München oder Hamburg eine Wohnung gesucht hat, weiß, wie groß die Konkurrenz ist und wie hoch die Mieten sind. Doch seit kurzem gibt es einen umgekehrten Trend: Viele Deutsche möchten gern aufs Land ziehen. Im Mai 2020 stieg die Nachfrage nach Häusern im Grünen gegenüber dem Vorjahr um bis zu 50 Prozent, wie der Internet-Anbieter Immobilienscout24 mitteilt. Das hat mehrere Ursachen.

Wegen Corona mussten Millionen von Menschen zu Hause bleiben. Für viele Familien mit Kindern war das eine Tortur: Sie hockten in viel zu engen Wohnungen zusammen und konnten sich nicht aus dem Weg gehen. Wer einen Balkon oder Garten hatte, lernte ihn zu schätzen. „Offensichtlich hat die Corona-Pandemie das Verlangen nach Landleben wiederbelebt“, bestätigt Thomas Schroeter von Immobilienscout24.

Landflucht ist auch deswegen kein Thema mehr, weil die Arbeitswelt durch Corona viel flexibler geworden ist. Viele Mitarbeiter arbeiten jetzt auf Wunsch der Unternehmen zu Hause, müssen also nicht mehr ins Büro fahren. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Der Siegeszug des Homeoffice ist also ein guter Grund, aus der teuren Stadtwohnung in ein geräumiges Landhaus zu ziehen. Kein Wunder, dass die Immobilienpreise auf dem Land seit 2019 um acht Prozent gestiegen sind.

Werden Wohnungen in Hamburg und München deswegen billiger? Wohl nicht. Denn immer noch gibt es dort mehr Jobs, bessere Kinderbetreuung und mehr kulturelle Angebote. Das macht Miets- und Eigentumswohnungen in den Städten für viele Menschen auch weiterhin attraktiv – jetzt aber, bitte schön, mit Garten und Balkon.