Nachrichten für Lehrkräfte

Deutsche bewerten ihre Schulen nur als mittelmäßig

Wirtschaftsforscher wollten wissen, wie die Bundesbürger die Leistung ihrer Schulen bewerten – und wo sie Verbesserungsbedarf sehen. Die größte Einigkeit gibt es beim Thema Sprachtests.

Kinder melden sich in einem Klassenzimmer (Quelle: picture alliance/dpa)

Die Menschen in Deutschland bewerten die allgemeinbildenden Schulen in ihrem jeweiligen Bundesland im Schnitt als mittelmäßig. Das geht aus dem diesjährigen „Bildungsbarometer“ des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo-Institut) hervor, das am 10. September in München veröffentlicht wurde. Demnach erhielten die deutschen Schulen im bundesweiten Schnitt die befriedigende Schulnote 3,01. Dabei gab es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Bayern, Hamburg und Sachsen Klassenbeste

Die höchste Meinung von ihren Schulen haben demnach die Menschen in Bayern mit einer Durchschnittsnote von 2,77, gefolgt von Hamburg (2,92), Sachsen (2,94) und Baden-Württemberg (2,95). Die Schlusslichter bilden Thüringen, Sachsen-Anhalt (je 3,17) und Bremen mit einer Note von 3,50. Das Meinungsbild stimmt in etwa mit Studien zum Bildungsbereich überein.

Bildungspolitik in der Kritik

Nahezu einig sind sich die Befragten des Bildungsbarometers, „dass die Staatsausgaben für Schulen steigen sollen“: Die Zustimmung reicht von 73 Prozent in Bayern bis 86 Prozent in Brandenburg. Besonders kritisch sehen die Menschen die Bildungspolitik der einzelnen Bundesländer. „Nur 20 Prozent der Deutschen vergeben die Noten 1 oder 2“, berichtet Katharina Werner, die stellvertretende Leiterin des ifo Zentrums für Bildungsökonomik. Als eines der größten Probleme wird der Lehrkräftemangel angesehen: 79 Prozent der Befragten befürchten laut Bildungsbarometer, dass sich der Mangel negativ auf künftige Schulleistungen auswirken könnte. Daneben werden „zunehmende Unterschiede im familiären Hintergrund“ und Zuwanderung von 66 bzw. 65 Prozent der Befragten als mögliche negative Faktoren genannt.

Große Mehrheit für verpflichtende Sprachtests

Verschiedene Reformvorschläge für das Bildungswesen werden den Umfrageergebnissen zufolge mehrheitlich begrüßt: 68 Prozent stimmen einem verpflichtenden Kindergartenbesuch ab vier Jahren zu. 81 Prozent sind für verpflichtende Sprachtests mit viereinhalb Jahren und gegebenenfalls verpflichtenden Deutschunterricht. 79 Prozent sprechen sich für ein tägliches 20-minütiges Lesetraining in Grundschulen aus. Und 69 Prozent der Menschen sind dafür, dass alle Schülerinnen und Schüler, die in einem Fach Schwierigkeiten haben, kostenlosen Nachhilfeunterricht erhalten, der aus Steuergeldern finanziert wird.

Gespalten sind die Meinungen zum Thema Ganztagsschulen, die Unterricht bis 15 Uhr anbieten. In Rheinland-Pfalz und Bayern ist die Zustimmung mit 44 und 47 Prozent am geringsten, in Hamburg mit 65 Prozent am höchsten. Auch der Einfluss von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz wird von den Befragten unterschiedlich bewertet: 39 Prozent befürchten einen negativen Einfluss auf die zukünftigen Schülerleistungen. Dagegen erwarten 49 Prozent positive Auswirkungen.

Die Ergebnisse des Bildungsbarometers basieren auf einer Befragung von knapp 10.000 Personen im Frühjahr 2024. Das jährlich erscheinende ifo Bildungsbarometer hatte in diesem Jahr erstmals Werte für alle 16 Bundesländer erhoben.
 

io/ip (mit dpa, epd, KNA, AFP)