Manuskript

Die Ampel wird 150

Ampeln gehören zu unserem Alltag. Zwei Wochen seines Lebens wartet jeder Deutsche an einer roten Ampel. 1868 wurde in London die erste aufgestellt. Bis sie nach Deutschland kam, dauerte es aber noch ein paar Jahre.

„Bloß eine weitere Erfindung, um uns Taxifahrer fertigzumachen“ – diesen Satz sagte ein Fahrer, der vor 150 Jahren mit seiner Kutsche durch London fuhr. Gemeint war damit die erste Ampel der Welt. Am 10. Dezember 1868 wurde sie in London aufgestellt – zu einer Zeit, als es noch keine Autos gab. Die Abgeordneten sollten so schneller und sicherer über die Straße ins Parlament kommen.

Die gasbetriebene Ampel war sechs bis acht Meter hoch und hatte zwei Arme. Waren die Arme unten, durfte man fahren, waren sie oben, musste man anhalten. Doch nach drei Wochen explodierte die Ampel plötzlich. Man entschied sich deshalb, diese Erfindung wieder abzuschaffen. Erst als Jahre später die Autos die Straßen eroberten, erinnerte man sich wieder an sie. Am 5. August 1914 stellte man in Cleveland in den USA die erste elektrische Ampel der Welt auf.

Zehn Jahre später kam sie auch nach Deutschland. Die erste deutsche Ampel stand auf dem Potsdamer Platz in Berlin, der damals der verkehrsreichste Platz Europas war. Sie hatte aber wenig Ähnlichkeit mit einer heutigen Ampel: Acht Meter war sie hoch und ein Polizist steuerte sie. Nach dem Zweiten Weltkrieg blinkten auf Deutschlands Straßen immer mehr Ampeln. Heute werden viele von ihnen allerdings gerne durch Kreisverkehre ersetzt: Sie führen zu schnellerem Verkehr und zu weniger Unfällen. In einigen Nachbarländern Deutschlands ist der Kreisverkehr noch viel beliebter.

Ampeln regeln aber nicht nur den Verkehr. Sie geben auch den Zeitgeist wieder und erinnern an berühmte Personen oder Ereignisse. In vielen Städten in Deutschland gibt es Ampeln, die nicht nur rotes, gelbes oder grünes Licht zeigen. In Trier etwa sieht man Karl Marx auf den Ampeln und in Friedberg Elvis Presley. Und in Duisburg gibt es seit 2018 Bergmänner mit Laternen – in Erinnerung an die letzte Kohlezeche, die in dem Jahr geschlossen wurde.

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