Manuskript

Die Berliner Siegessäule ist 150

Bei ihrer Einweihung 1873 sollte sie die Überlegenheit des Deutschen Kaiserreichs verkörpern. Inzwischen hat die Siegessäule in Berlin eine bewegte Geschichte hinter sich – sie diente sogar schon als Techno-Symbol.


In 51 Metern Höhe hat man von ihr eine herrliche Aussicht auf Berlin: Die Siegessäule ist eines der bekanntesten Denkmäler der Stadt. Sie besteht unten aus einem Sockel mit einer runden Säulenhalle. Darüber ragt die Säule in die Höhe. Ganz oben befindet sich eine vergoldete Frauenstatue – die Siegesgöttin Viktoria. Am 2. September 1873 weihte Kaiser Wilhelm I. das Bauwerk nach acht Jahren Bauzeit ein und bezeichnete es als „Nationaldenkmal der Einigungskriege“ gegen Dänemark, Österreich und Frankreich.

Damals stand die Siegessäule auf dem Königsplatz, der heute Platz der Republik heißt. Erst die Nationalsozialisten versetzten sie an ihren heutigen Standort am Großen Stern im Tiergarten. Nazi-Architekt Albert Speer hatte auf dem Königsplatz eine riesige Kongresshalle für die „Welthauptstadt Germania“ geplant. Doch aus diesen Plänen wurde nichts, Deutschland verlor den Zweiten Weltkrieg.

Nach Kriegsende wollten die Franzosen die Siegessäule abreißen, da sie die Überlegenheit Deutschlands verkörpern würde. Die drei anderen Besatzungsmächte Großbritannien, USA und Sowjetunion waren jedoch anderer Meinung, und das Bauwerk durfte stehen bleiben.

In Berlin selbst kann man mit solchen Großmachtsphantasien sowieso nur wenig anfangen. Hier wird die Statue auf der Siegessäule „Goldelse“ genannt, nach einer Frauenfigur aus einer Liebesgeschichte. Und nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 gelang ihr noch mal eine erstaunliche Wandlung: vom Kriegsdenkmal zum Techno-Symbol. Denn die Loveparade, bei der bis 2010 jedes Jahr Millionen auf den Straßen tanzten, endete traditionell am Fuß der Siegessäule.

Manuskript