Manuskript

Ein Fußballturnier für Obdachlose

Obdachlosigkeit hat unterschiedliche Ursachen und führt dazu, dass sich das Selbstwertgefühl der Betroffenen verschlechtert. Ein internationales Fußballturnier gibt ihnen eine Aufgabe und macht auf das Thema aufmerksam.


In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul wird Ende September 2024 ein ganz besonderes Fußballturnier veranstaltet: 54 Mannschaften aus 46 Ländern treffen sich dort zum „Homeless World Cup“. Das Ungewöhnliche daran: Alle Spieler sind Obdachlose. Das Turnier findet seit 2003 jedes Jahr in verschiedenen Ländern statt.

Dabei geht es nicht so sehr darum, wer am Ende den Pokal gewinnt, sondern um Hilfe und Sicherheit für die obdachlosen Spieler: „Sie sollen uns vertrauen können, ohne uns als Autorität in ihrem Leben zu sehen“, sagt Craig McManus, der Trainer der englischen Mannschaft. „Wir stehen Seite an Seite.“ McManus weiß, wovon er redet – er war selbst schon obdachlos. Nach dem Tod seines Vaters verlor er den Halt in seinem Leben, bekam Alkohol- und Drogenprobleme und schlief schließlich im Winter auf den Straßen von Edinburgh.

Dass jemand obdachlos wird, hat wirtschaftliche, politische oder persönliche Ursachen – und gerade in reichen westlichen Ländern nimmt das Problem zu. Obdachlosigkeit heißt allerdings nicht unbedingt, dass man auf der Straße schläft. Auch Geflüchtete, die in Notunterkünften leben, oder Menschen ohne festen Wohnsitz gelten in Großbritannien als obdachlos. Beim „Homeless World Cup“ sind all diese Gruppen vertreten.

Für Craig McManus war der Straßenfußball der Ausweg aus der Obdachlosigkeit. „Zum ersten Mal seit vielen Jahren fühlte ich mich wieder als Mensch“, erzählt er. „Ich fühlte mich als Teil von etwas. Niemand stellte mir Fragen.“ Schließlich schaffte der Schotte es, sich in eine Reha zu begeben und clean zu werden. 2016 spielte er zum ersten Mal beim „Homeless World Cup“ in Glasgow mit. McManus ist davon überzeugt, dass die Teilnahme an einem solchen Turnier für die Spieler einen Wendepunkt darstellt: „Du siehst es an der veränderten Körperhaltung. Sie nehmen die Schultern zurück und stehen mit breiterer Brust da.“