Manuskript

Ein Weihnachtsbaum der Superlative

Auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt steht der größte Weihnachtsbaum der Welt. Aber eigentlich ist es kein einzelner Baum, sondern es sind viele kleine Bäume, die zu einem riesigen Weihnachtsbaum zusammengesetzt werden. Reporter Max Merrill war dabei. Er hat nicht nur beobachtet, wie der riesige Baum entstanden ist, sondern auch selbst ein bisschen mitgeholfen.

SPRECHER:
Ein echter Riese! Und ich weiß genau, wie viel Arbeit in ihm steckt. Ich bin hier in Dortmund und besuche den größten Weihnachtsbaum. Und bevor es losgeht, geh ich noch mal rein. Jetzt sind wir drin in meinem Meisterwerk. Na ja, also ehrlich gesagt ist nur einer dieser tausende von Bäumen meiner, aber: Ich habe ihn vor wenigen Wochen höchstpersönlich gefällt. Aus diesem Wald im Sauerland stammen die 1700 Rotfichten, aus denen der Dortmunder Riese gebaut wird. Eine soll von mir sein. Viel Holz – und ich habe die Qual der Wahl, also brauche ich etwas Beratung. Warum wird für den Dortmunder Weihnachtsbaum gerade die Rotfichte genommen?

STEFAN SCHULTE-BRINKER (Förster):
Ja, weil die Rotfichte sicherlich kostengünstiger ist wie [als] eine Nordmanntanne. Und ich sag mal, dieser Baum, wie gesagt, schmiegt sich eben sehr gut an das Stahlgerüst in Dortmund eben an.

SPRECHER:
Die Fichten für den Dortmunder Weihnachtsbaum sind zwischen dreieinhalb und fünf Meter hoch. Aus Sicherheitsgründen darf ich meinen Baum nicht mit einer Motorsäge, sondern nur mit der Handsäge fällen. Voilà! Geschafft! Dieser Baum wird ganz groß rauskommen … in Dortmund – zusammen mit den anderen Fichten, die gut verpackt im großen Lkw noch vor Sonnenaufgang angeliefert werden. Weihnachtsromantik kommt hier noch nicht auf. Die erste Lieferung ist schon vor ein paar Tagen an das 45 Meter hohe Gerüst montiert worden. Jeder Baum wird vorher in Form geschnitten, gestutzt und zur Befestigung mit Schellen versehen. Manche arbeiten hier schon seit 22 Jahren mit. Wie sieht denn der Weihnachtsbaum zu Hause bei Ihnen aus?

PETER BUCHTA (Gerüstbauer):
Ja, ich hab, wie gesagt ... Wenn ich ehrlich bin, ich hab die ersten Jahre erst mal keinen Baum mehr sehen können, wenn ich hier wegkam.

SPRECHER:
Denn nicht nur Fichten stecken in dem Riesenbaum, auch bis zu 1500 Arbeitsstunden, die man von außen gar nicht sieht – aber hoch oben auf dem Stahlgerüst. Höhenangst hat hier offenbar niemand, aber ich hab ziemlich weiche Knie und so ganz sicher fühle ich mich nicht. Aber der Ausblick ist sensationell. Eine Ladung Fichten wird nach oben geliefert, darunter auch meine selbst gefällte Rotfichte. Ich glaub, die hängt so’n bisschen an mir. Da seh ich’s. Ja, einen Moment ... Aber irgendwann löst sie sich und dann geht’s ran ans Gerüst. Jetzt kann ich stolz darauf sein, dass mein Baum auch Teil des weltgrößten Baums ist. Insgesamt vier Wochen hat die Gerüstfirma Zeit, um den Baum vollständig wachsen zu lassen. Die Dortmunder Weihnachtsstadt drumherum wird erst ganz zum Schluss aufgebaut. 40 Tage lang können sich die Besucher dann an mehr als 300 Ständen mit Weihnachtsgeschenken und Spezialitäten versorgen. Der absolute Höhepunkt aber – das ist der Moment, in dem der riesige Baum beleuchtet wird. Darauf warten hier alle. Es war echt beeindruckend zu sehen, wie dieser Baum entstanden ist, wie tausende von Fichten zusammengebaut wurden, tausende Lichter ihn schmücken, und jetzt kann man nur noch sagen: Oh Tannenbaum.

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