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Eine Katastrophe trotz Warnungen

In Syrien und der Türkei sind Zehntausende Menschen bei einem Erdbeben getötet worden. Dass eine solche Katastrophe passieren konnte, war schon lange bekannt. Trotzdem war die Region nicht vorbereitet.


Am 6. Februar 2023 bebte im Norden Syriens und im Südosten der Türkei die Erde. Das Beben überraschte die Menschen im Schlaf, Zehntausende starben. Auf der Richterskala wurde der sehr hohe Wert 7,8 gemessen – die Großstädte Adıyaman, Antakya und Kahramanmaraş wurden völlig zerstört. Es ist eine der schlimmsten Katastrophen, die sich in dieser Region je ereignet hat.

Auch der Berliner Student Tuncay Şahin hat seine Mutter in der Nacht des Erdbebens verloren. Sein Elternhaus ist eingestürzt. Nachbarn mussten den Leichnam der Mutter mit den Händen bergen, weil Geräte fehlten. Nun trauert Şahin an ihrem Grab. Er sagt: „Wir wussten alle, dass es hier Erdbeben geben kann, aber dass es uns so schlimm trifft, das ist unbegreiflich.“

Tatsächlich liegt die Türkei in einer Weltregion, in der die Erde oft bebt. Schon am 17. August 1999 kamen bei einem Erdbeben der Stärke 7,6 im Westen des Landes über 18.000 Menschen ums Leben. Geologen warnten schon seit Langem davor, dass sich bald wieder ein Erdbeben ereignen könnte. Ohne Erfolg: Kaum ein Bürgermeister in der betroffenen Region ließ sich beraten, so die Experten.

Eigentlich hat man in der Türkei nach 1999 die Bauvorschriften verschärft. Trotzdem hielten viele Gebäude dem Erdbeben nicht stand – darunter auch Neubauten. Denn beim Bau von Häusern wird nicht immer auf die Einhaltung der Vorschriften geachtet, wie Bauingenieur Hasan Aksunugur weiß: „Es geht bei der Frage, ob drei oder zehn Geschosse hoch gebaut wird, um viel Geld.“ Bei den Hinterbliebenen wächst nun die Wut, dass trotz der Warnungen so wenig getan wurde.

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