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„Englisch” made in Germany

Handy, Public Viewing & Mailbox: Wenn man diese Begriffe in Deutschland verwendet, weiß jeder, was gemeint ist. Wer sie allerdings im Ausland nutzen will, wird nicht weit kommen.

Eine Ausgabe vom Duden Fremdwörterbuch (Quelle: Hauke-Christian Dittrich/picture alliance)

In Deutschland telefoniert man mit dem Handy, und Fußball guckt man am liebsten beim Public Viewing. Jeder weiß, was damit gemeint ist. Wenn man diese Begriffe allerdings im Ausland benutzt, funktioniert es mit der Verständigung wahrscheinlich nicht. Denn was Menschen in Deutschland für Englisch halten, kann in anderen Ländern für Verwirrung sorgen.

Was ist ein „Handy"?

Das wohl bekannteste Beispiel für Missverständnisse im Ausland ist das „Handy". Das Wort klingt zwar Englisch, ist aber eine rein deutsche Erfindung. In den USA telefoniert man mit „cell phones" und in Großbritannien mit „mobile phones". Lutz Kuntzsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), sagt zur deutschen Wortschöpfung, dass man eben ein Wort genommen hat, das „fluffig klingt" – und das nicht schon eine andere Bedeutung im Deutschen hat.

Im Gegensatz zum „Handy" gibt es den Begriff „Public Viewing" tatsächlich im Englischen. Damit ist aber nicht einmal annähernd das gemeinsame Fußballgucken unter freiem Himmel oder in der Kneipe gemeint: „public viewing" bedeutet im amerikanischen Englisch traditionell, einen letzten Blick auf aufgebahrte Verstorbene zu werfen. Wer gemeinsam eine Fußball-Liveübertragung schauen möchte, geht zum „public screening".

Ein weiteres Beispiel für ein Missverständnis ist die „Mailbox". In Deutschland ist damit meist ein Anrufbeantworter fürs Handy gemeint. In den USA bezeichnet man aber den klassischen Briefkasten vor der Haustür als seine „mailbox".

Wie kommt es zum „Denglisch"?

Sprache ist lebendig und wandelt sich ständig. Die Fachgesellschaft GfdS schreibt dazu: „Die deutsche Sprache wird weder verhunzt noch verfällt sie. Es handelt sich hier um einen natürlichen Prozess, von dem jede Sprache betroffen ist." Doch warum denken wir uns Begriffe aus, die englisch klingen? Ganz gleich, ob es sich um ein echtes englisches Wort oder ein erfundenes handele, es müsse eine Benennungslücke da sein, erläutert Sprachwissenschaftler Kuntzsch. Wenn es für etwas noch kein Wort gebe, werde sich oft bei Fremdsprachen bedient. Typische Beispiele dafür seien Begriffe wie „Tamagotchi" oder „Tsunami", die dann durch die Verbreitung in den Medien eine breite Masse erreichten. Bekannt ist auch die grammatikalische Anpassung von Begriffen aus der englischen Computersprache ans Deutsche. Zum Beispiel bei neuen Verben wie „googeln" oder „downloaden", die so auch im Duden stehen. Ihre ursprüngliche Bedeutung verändert sich dadurch aber meist nicht. 

ist (mit dpa)/sts