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Für Kinder über Kinder: Kirsten Boie wird 75 Jahre alt

Ritter Trenk und die Kinder aus dem Möwenweg sind nur zwei Beispiele aus der Feder von Kirsten Boie. Mittlerweile hat die Autorin mehr als hundert Bücher verfasst. Am 19. März feiert sie ihren 75. Geburtstag.

Porträt der Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie (Quelle: Hendrik Schmidt/dpa/picture alliance)

Obwohl Kirsten Boie schon mehr als hundert Bücher verfasst hat, soll mit dem Schreiben noch lange nicht Schluss sein. Auch sozial will sich die gebürtige Hamburgerin weiter engagieren und sich auch in die Politik einmischen, wenn es nötig ist.

Fast im Jahrestakt erscheint ein neues Buch, in manchen Jahren waren es sogar mehrere. Einfallsreichtum, Ausdauer und Disziplin, das alles zeichnet Kinder- und Jugendbuchautorin aus. Sie schreibe morgens für etwa drei Stunden – „länger kann ich gar nicht schreiben, weil in der Zeit tatsächlich mein Blutdruck unglaublich ansteigt“, verriet die Schriftstellerin im vergangenen Jahr dem Norddeutschen Rundfunk.

Schon als Kind hat sie gerne Geschichten geschrieben. Doch dass das Schreiben mal zu ihrem Beruf wurde, war eher Zufall: Boie arbeitete jahrelang mit Leib und Seele als Lehrerin. Nachdem sie gemeinsam mit ihrem Mann einen Jungen adoptierte und das Jugendamt ihr damals die Weiterbeschäftigung als Lehrerin untersagte, entwickelte sie die Idee für ihr erstes Kinderbuch. Mit ihrem Erstling „Paule ist ein Glücksgriff“ – die Geschichte eines dunkelhäutigen Adoptivkinds – hat sie 1985 gleich Erfolg. Eine Karriere beginnt, die eigentlich nur aus der Not heraus entstand.

Auch vor schwierigen Themen schreckt sie nicht zurück

In den folgenden Jahrzehnten veröffentlichte Boie Kinder- und Jugendbücher zu den unterschiedlichsten Themen: über eine glückliche Kindheit in „Wir Kinder aus dem Möwenweg“, über Arbeitslosigkeit („Ein mittelschönes Leben“), die Flucht einer syrischen Familie nach Deutschland („Bestimmt wird alles gut“), den Zweiten Weltkrieg („Dunkelnacht") oder über das Meerschweinchen „King Kong“. Ihre erfolgreichste Buchreihe ist „Der kleine Ritter Trenk“ über den Sohn eines Leibeigenen im Mittelalter, der selbst Ritter werden will.

Buchcover "Der kleine Ritter Trenk" von Kirsten Boie
Bei Kindern sehr beliebt: "Der kleine Ritter Trenk" null Oetinger

Warum sie am liebsten für Kinder und Jugendliche schreibt, kann die Autorin gar nicht so genau sagen: „Mein erstes Buch war ein Kinderbuch, und jetzt fällt mir für die Altersgruppe einfach auch immer am meisten ein“, erklärt sie. Und sie empfindet das als besonderes Privileg: „Die Bücher, die Kinder lesen, prägen sie meist ein ganzes Leben.“ Und sie möchte spannende Geschichten erzählen. „Das haben die Kinder verdient, die sich die Mühe machen, das Buch zu lesen.“

Gesellschaftlich engagiert und ausgezeichnet

Auch gesellschaftlich setzt sich Boie für ihre Zielgruppe ein: für gleiche Bildungschancen und mehr Lesezeit. Ihre Erfahrungen als Gesamtschullehrerin in einem sozialen Brennpunktgebiet nannte sie einst eine „Schlüsselerfahrung“. Sie fordert an den Schulen unter anderem mehr Unterrichtszeit zur Vermittlung der Lesefähigkeit, mehr Sprachförderung und mehr Raum fürs Vorlesen. Außerdem äußerte sich Boie gemeinsam mit anderen prominenten Kinder- und Jugendbuchautoren wie Paul Maar und Cornelia Funke im vergangenen Jahr in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung „Die Zeit“ besorgt über zunehmenden Rechtsextremismus in Deutschland. „Für meine Generation war das, was zwischen 1933 und 1945 in Deutschland geschehen war, unvorstellbar“, schreibt Boie. Dann seien vor wenigen Jahren plötzlich wieder wie selbstverständlich auf der Straße und im Parlament rechte Positionen vertreten worden. Geschichte wiederhole sich zwar nie haargenau, „aber wir sollten sehr, sehr vorsichtig sein“, mahnt sie.

Doch ihr Engagement beschränkt sich nicht nur auf ihr Heimatland: Mit ihrem Mann gründete sie die Möwenweg-Stiftung, mit der sie sich für Bildung, Betreuung und Unterkunft von Kindern im südafrikanischen Eswatini einsetzen.

Für ihr Werk und Engagement hat Boie bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, wie den Evangelischen Buchpreis, den Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder und Jugendbücher sowie den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Bereits 2007 erhielt sie den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr Gesamtwerk, dabei ist das noch längst nicht abgeschlossen. Ihre nächsten Projekte will Boie noch nicht verraten: „Aber ich freue mich schon darauf!“

ist/suc (mit AFPD/EPD)