Manuskript

Fachkräfte suchen ihr Glück im Ausland

Pro Jahr wandern rund 180.000 Deutsche aus. Die meisten von ihnen sind hochqualifiziert. Viele kehren nach einigen Jahren zurück, aber nicht alle. Wissenschaftler diskutieren über die Konsequenzen für Deutschland.

Ein gutes Jobangebot, bessere Bezahlung – meistens ist es die Arbeit, die Deutsche für längere Zeit ins Ausland führt. Dort verdienen die Auswanderer pro Monat im Durchschnitt etwa 1.200 Euro mehr als in der Heimat. Es gibt aber auch viele andere Gründe. Fast die Hälfte wandert aus, um anders zu leben als in Deutschland. Sie wünschen sich zum Beispiel ein anderes Klima oder wollen eine neue Kultur kennenlernen.

Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung haben herausgefunden, dass jedes Jahr rund 180.000 Deutsche auswandern. Vor allem hochqualifizierte Fachkräfte verlassen das Land: 76 Prozent der Auswanderer haben einen Hochschulabschluss. Muss man sich deshalb Sorgen um Forschung und Wirtschaft in Deutschland machen?

Nein, meint Andreas Ette vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Denn von 180.000 Auswanderern bleiben nur 51.000 für immer im Ausland. Die meisten kehren irgendwann nach Deutschland zurück. Gabriel Felbermayr, der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, ist anderer Meinung: „Wir haben über die letzten zehn Jahre eine halbe Million Menschen ans Ausland verloren und drei Viertel davon sind hochgebildet. Das ist für eine Volkswirtschaft (...), die stark auf gut ausgebildete Menschen angewiesen ist, keine gute Nachricht.“

Felbermayr meint, dass man die Rückkehr nach Deutschland attraktiver machen muss, zum Beispiel durch niedrigere Steuern und Abgaben. Außerdem sollte man die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen verbessern. Das fordert auch Werner Eichhorst vom Forschungsinstitut für die Zukunft der Arbeit. Denn in Deutschland erhalten Wissenschaftler oft nur befristetVerträge mit einer kurzen Laufzeit. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Menschen mit Auslandserfahrung sind eine Bereicherung – nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesellschaft.