Manuskript

Flutkatastrophe im Ahrtal: Wie geht es weiter?

Unbürokratisch sollte die Hilfe für die Menschen im Ahrtal im Westen Deutschlands sein. Dort hatte eine Flut ganze Dörfer zerstört und über 130 Personen in den Tod gerissen. Doch viele Hilfen sind noch nicht angekommen.

Über zwei Meter hoch war die Flutwelle, die in der Nacht vom 14. zum 15. Juli 2021 das Ahrtal verwüstete. Das Erdgeschoss von Julia Heinrichs‘ Haus wurde komplett überflutet. Heinrichs rettete sich, ihre Tochter und deren Cousins auf das Dach des Nachbarhauses. Die Familie wohnte monatelang bei Freunden. Erst im Mai 2022 konnte sie zurück. Heinrichs hat fast alles selbst renoviert, erzählt sie, denn vom Staat kam wenig Hilfe. „Es sollte ja alles total unbürokratisch sein, ist es aber nicht.“

Bei der Flut starben an der Ahr 134 Menschen, tausende Häuser wurden zerstört. Ein Jahr später fühlen sich viele Betroffene allein gelassen. Noch immer stehen zahlreiche Häuser und Läden leer, wie das Restaurant von Charly Schafgans-Gülker in Ahrweiler. Nach der Flut bemühte er sich zusammen mit seinem Vermieter um staatliche Hilfen für die Renovierung. Inzwischen hat der 71-Jährige aufgegeben. Wie er seine 20.000 Euro Schulden zurückzahlen soll, weiß er noch nicht, sagt er. Viel Rente hat er nicht.

Katharina Kläsgen von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz ISB unterstützt Betroffene dabei, Hilfen zu beantragen. 90 Prozent der Anträge sind schon bewilligt worden. Kläsgen meint: „Im Vergleich zu anderen Verfahren, zum Beispiel den Corona-Hilfen, ist das hier alles sehr einfach gehalten.“ Natürlich müssen aber Nachweise und Gutachten erbracht werden, denn es geht um sehr viel Geld, sagt sie. Weil die Nachweise bisher oft fehlen, ist noch nicht viel Geld ausgezahlt worden.

Für Julia Heinrichs bedeutet das: Sie braucht jetzt Handwerker und Gutachter, die Kostenvoranschläge machen oder Rechnungen schreiben. Aber in der Region gibt es – wie in vielen Orten in Deutschland – zu wenig Fachkräfte. Dazu kommt das Trauma, das die Katastrophe hinterlassen hat. Aufgeben will sie trotzdem nicht. Gerade hat sie ihren Lkw-Führerschein gemacht. Sie will Schutt fahren, sagt sie, und zeigt auf die kaputten Gebäude im Dorf. Denn hier im Ahrtal ist noch viel zu tun.