Fotostudios droht der finanzielle Ruin

Die Haupteinnahmequelle für viele Fotostudios sind biometrische Fotos für offizielle Dokumente. Doch der Staat macht ihnen jetzt Konkurrenz: mit eigenen Foto-Terminals beim Amt.

In Deutschland gibt es etwa 24.000 niedergelassene Fotografinnen, Fotografen und Fotostudios. In Zeiten, in denen jeder mit seinem Handy Fotos machen kann, haben die Anbieter weniger Aufträge als früher. Durch eine Gesetzesänderung droht dem Handwerk nun endgültig der Ruin. Denn seine Haupteinnahmequelle, die biometrischen Fotos für Ausweise, wird wohl bald wegfallen.

Jedes Jahr brauchen zwischen neun und zehn Millionen Menschen in Deutschland einen neuen Personalausweis oder Reisepass. Um das Dokument zu bekommen, müssen sie ein aktuelles biometrisches Passfoto beim Amt einreichen. Ab Mai 2025 akzeptieren die Meldebehörden diese Fotos allerdings nur noch digital, um sie fälschungssicherer zu machen. Dafür stellen sie nun vollautomatische Foto-Terminals zur Verfügung, die Fotos werden in eine Cloud hochgeladen. So kann man sein Passfoto direkt vor Ort machen – ein Fotograf ist nicht mehr nötig.

„Wenn es nur halb so schlimm kommt wie befürchtet, dann wird es richtig schlimm", so Christian Hamer, Leiter der Fotostudiokette Picture People. Jedes Jahr werden in Deutschland rund 100 Millionen Euro mit Passfotos erwirtschaftet. Manche Fotostudios machen damit bis zu 50 Prozent ihrer Gewinne – und die Konkurrenz vom Staat könnte sie ruinieren. Das fürchtet auch Thilo Röhrig, Chef der Unternehmensgruppe Ringfoto: „Gerade bei den Betrieben, die eine hohe Abhängigkeit vom Passfoto haben, ist die Sorge vor einer Insolvenz sehr groß.“

Ringfoto hat jetzt ein eigenes System entwickelt, mit dem auch Fotostudios ihre Arbeiten digital hochladen können, wie es das Gesetz verlangt. Über 3000 Anbieter wollen das System nutzen. Aber Röhrig glaubt, dass dadurch sehr viel mehr Arbeitsaufwand für Fotohändler entsteht. Und selbst wenn es diese Möglichkeit gibt: Die meisten Menschen werden ab Mai 2025 wohl ihr Foto direkt beim Amt machen lassen – um Zeit zu sparen.