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Geflüchtete bei den Paralympics: „Wir können inspirieren“

Sportliche Erfolge trotz Fluchterfahrungen und körperlicher Einschränkungen: Paralympische Sportlerinnen und Sportler beeindrucken viele Menschen. Dabei wird oft vergessen: Im Alltag gibt es noch viel zu tun.

Tischtennis, Diskuswerfen, Kugelstoßen: Shahrad Nasajpour hat sich schon immer für Sport interessiert – obwohl seine Beweglichkeit auf der linken Körperseite eingeschränkt ist. Doch in seinem Heimatland Iran hatte er immer wieder Schwierigkeiten mit den religiösen Regeln. Irgendwann durfte er nicht mehr trainieren, und es wurde gefährlich für ihn. Er ging in die USA und beantragte Asyl.

2016 gab es bei den Olympischen Spielen zum ersten Mal ein Team, das nur aus Geflüchteten bestand. „Und was ist mit den Paralympics?“, fragte sich Nasajpour. Einige Monate und viele E-Mails später gab es auch dort ein Geflüchtetenteam. Nasajpour gehörte dazu. „Wir können bei den Paralympics zeigen, dass Flüchtlinge und Asylsuchende nicht nur eine Bürde sind. Auch wir können Menschen inspirieren“, sagt er. Wenn am 24. August 2021 die Paralympics in Tokio beginnen, ist er wieder dabei.

Von Anfang an war der paralympische Gedanke mit Krieg und Flucht verbunden. 1939 floh der deutsch-jüdische Arzt Ludwig Guttmann nach England. Dort behandelte er Menschen mit Behinderung und sah, wie gut Sport für ihre Gesundheit war. 1948 organisierte er dann eine Sportveranstaltung für Kriegsversehrte. Sie begann am selben Tag wie die Olympischen Spiele in London in diesem Jahr. Aus Guttmanns Idee entstanden 1960 die ersten Paralympischen Spiele in Rom.

Seitdem geht von paralympischen Sportlerinnen und Sportlern eine große symbolische Kraft aus. Doch wie weit geht ihr Einfluss wirklich? „Es ist wichtig, dass wir über die medialen Großereignisse hinaus auf die Strukturen schauen“, meint Ali Alssalami, Parasportler und Aktivist aus Köln. Sind die Unterkünfte für Geflüchtete in Deutschland barrierefrei? Wie bekommen Geflüchtete mit Behinderung nötige Sozialleistungen? Wo können sie sportlich aktiv werden und sich engagieren? „Solche Themen suche ich in den Medien vergeblich“, so Alssalami. Vielleicht ändert sich das durch die Paralympics zumindest ein bisschen.

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