Gegen Einsamkeit an Weihnachten
Viele Menschen in Deutschland verbringen das Weihnachtsfest unfreiwillig allein – ein Thema, über das wenig gesprochen wird. Das Projekt „KeinerBleibtAllein“ möchte das ändern und vermittelt Kontakte.
Wenn René Reichelt sein Weihnachtsessen kocht, werden an seiner Tafel auch einige Menschen sitzen, die er noch nie persönlich getroffen hat. Seit 2018 macht er mit bei „KeinerBleibtAllein“. Die Initiative bringt einsame Menschen auf Twitter, Instagram und Facebook in Kontakt, damit sie gemeinsam Weihnachten feiern können. Das Projekt traf einen Nerv – über 6.000 Menschen wurden allein 2019 einander vermittelt.
Einsamkeit galt in Deutschland lange Zeit als Thema, über das man lieber nicht spricht – und vor allem als Problem älterer Menschen. Fast die Hälfte der über 60-Jährigen sollen sich laut der Telefon-Hotline „Silbernetz“ zumindest manchmal einsam fühlen. An Weihnachten, dem „Fest der Liebe“, ist die Angst besonders groß, mutterseelenallein unter dem Tannenbaum sitzen zu müssen.
Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation noch verschärft: Nicht mehr nur Ältere, sondern Menschen aller Altersgruppen haben nun mit Isolation zu kämpfen. Gerade darin liegt aber auch eine Chance: Weil das Thema jetzt allgegenwärtig ist, kann man leichter darüber sprechen. „Corona macht einsam und nimmt der Einsamkeit gleichzeitig ihren Schrecken“, sagt Christian Fein, der Gründer von „KeinerBleibtAllein“. Das Projekt erreicht so inzwischen immer mehr jüngere Menschen.
Auch René Reichelts Gästeliste wird sich deshalb an Weihnachten 2021 wohl verändern. Der Gastgeber setzt eine Familientradition fort. Schon seine Mutter lud früher an Weihnachten Nachbarn ein, die sonst unfreiwillig allein gefeiert hätten. Für ihn selbst ist die Sache ganz einfach: „Ich betrachte Weihnachten als einen Feiertag, an dem ich sowieso koche und die Möglichkeit habe, mit anderen zu teilen.“