Gewalt gegen Lehrkräfte nimmt zu
Nach dem Mord an einem Lehrer in Paris wird klar: Für viele Lehrerinnen und Lehrer gehört Gewalt zum Alltag. Auch in Deutschland werden Lehrkräfte immer öfter bedroht, beschimpft und körperlich angegriffen.
Eine Umfrage der zweitgrößten deutschen Lehrergewerkschaft VEB hat gezeigt: Gewalt gegen Lehrkräfte ist keine Ausnahme mehr. Immer mehr Lehrerinnen und Lehrer werden bedroht, beschimpft oder auf andere Art gemobbt. An jeder dritten Schule wurden Lehrkräfte sogar schon körperlich angegriffen.
Einer von ihnen ist der Deutsch- und Philosophielehrer Günther Ferber. Eigentlich heißt er anders, aber aus Sicherheitsgründen möchte er seinen wirklichen Namen nicht nennen. Günther Ferber hat zum Beispiel einmal erlebt, wie ein Schüler einen anderen mit einem Cutter-Messer bedroht hat. Als er versuchte, den Streit zu beenden, wurde er selbst mit dem Messer angegriffen und leicht verletzt.
In Paris wurde im Oktober 2020 der Geschichtslehrer Samuel Paty ermordet, weil er im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. Könnte das dazu führen, dass Lehrkräfte bestimmte Themen im Unterricht nicht mehr behandeln? Günther Ferber glaubt das nicht. Er will sich auch weiter für Meinungsfreiheit einsetzen, denn: „Das ist die Basis unserer Verfassung und darüber zu sprechen ist Teil des Lehrplans.“
Für seine Schülerinnen und Schüler wünscht sich Günther Ferber kleinere Klassen und mehr pädagogische Betreuung. Er weiß, dass die Jugendlichen oft unter großem Druck stehen und deshalb Unterstützung brauchen. Die Polizei hat er über den Angriff nicht informiert, sagt er und erklärt: „Wir Lehrer sind ja über Jahre mit den Schülern zusammen. Man möchte ihnen nichts Böses, man möchte etwas für sie erreichen.“