Glück als Schulfach
Mathematik, Deutsch oder Biologie sind in jeder Schule Standardfächer, aber Glück? Kann man das überhaupt unterrichten? Ja, sagt eine aktuelle Studie, und stellt fest, dass sich das Fach positiv auf die Kinder auswirkt.
Was ist eigentlich Glück? Keine einfache Frage. Den einen macht schönes Wetter glücklich, den anderen das Wissen, gute Freunde zu haben. Aber kann man Glück erlernen?
Tobias Rahm von der Technischen Universität Braunschweig, Fachgebiet „Positive Psychologie zu Glück und Wohlbefinden in der Schule“, ist überzeugt davon. „Wir können lernen und trainieren, glücklich zu sein“, sagt er und ergänzt. „In jeder Schule sollte Glücksunterricht stattfinden.“
Wertschätzung und Dankbarkeit stehen im Fokus
Der Wissenschaftler hat gerade eine dreimonatige Studie an 16 niedersächsischen Grundschulen beendet. Dort stand neben Mathe-, Sport- und Deutsch auch „Glücksunterricht“ auf dem Stundenplan. Die Kinder lernten, ihre Emotionen besser zu regulieren, sich zu entspannen oder Dankbarkeit und Wertschätzung auszudrücken.
Unter anderem erstellten alle rund 500 beteiligten Grundschülerinnen- und Schüler ein Heft voller Komplimente, die sie von ihren Mitschülern bekommen hatten. Ziel solcher Aufgaben war es, so der Psychologe Rahm, mehr Glückserleben und Wohlbefinden in die Schulen zu bringen. Je früher man damit beginne, desto besser sei es.
Die individuelle Persönlichkeitsentwicklung der Kinder stand beim Glücksunterricht im Mittelpunkt. Den Kindern sollte Geborgenheit, Sicherheit, Sinnfindung, Freiheit und Selbstbestimmung vermittelt werden.
Studie zeigt positive Ergebnisse
Nach der Auswertung der Studie stellte Rahm fest: Negative Gefühle bei Schülerinnen und Schüler gingen deutlich zurück. Er befragte auch die Eltern, die ihm bestätigten: Auch einen Monat nach Beendigung des Projekts fühlten sich die Kinder immer noch wohler als vor dem Glücksunterricht.
Rahm zufolge führt das Fach zu einem „universellen Empowerment“. „Wenn ich weiß, dass ich etwas gut kann, trägt das zu Selbstbewusstsein und -wirksamkeit bei“, erklärt er. Letztlich stärke beides soziale Teilhabe, wirke präventiv in Sachen Drogen und Gewalt und fördere die Demokratie. Der Forscher wünscht sich, dass sich Glücksunterricht in Deutschland durchsetzt. „Zwei Schulstunden pro Woche in jedem Jahrgang in jeder Schule - sie würden viel bewirken.“
suc/am (kna)