Manuskript

KURT:
Yo! Wir sind in Oberammergau, mitten in den Bergen, eine Stunde Autofahrt von München entfernt.

TOBI:
Ganz genau. Ein sehr schöner Ort hier, und wir stehen hier vor dem Laden von Leonhard Höldrich, ein echter Bildhauermeister und Holzschnitzer von der alten Schule, und da gehen wir jetzt rein.

KURT:
So, hallo. Servus!

LEONHARD HÖLDRICH:
Servus!

KURT:
Sie sind also der Herr Höldrich?!

LEONHARD HÖLDRICH:
Leonhard. Ja, genau.

TOBI:
Und das ist grad Ihr neuestes Werk, oder …

LEONHARD HÖLDRICH:
Das ist mein neuestes Werk. Das heißt, mein neuester Auftrag, wo für eine Kirche in Rom entsteht.

TOBI:
Ah, okay!

LEONHARD HÖLDRICH:
Ich muss da drei so große, so große Tafeln machen …

TOBI:
Bestimmt richtig viel Arbeit, oder?

LEONHARD HÖLDRICH:
Vier, fünf Wochen.

TOBI:
Okay. Sie machen das ja bestimmt schon viele, viele Jahre, und wir haben wahnsinnig viele schöne Skulpturen hier. Können Sie sagen, wie viele Sie in Ihrem Leben schon gemacht haben?

LEONHARD HÖLDRICH:
Hunderte! Es sind halt sehr viele kleine Krippenfiguren. Bei Krippen ist das, was, was immer am besten zieht, da hat man dann doch ’nen relativ großen Kundenstamm.

KURT:
Kaufen das hauptsächlich Touristen, oder sind es Einheimische?

LEONHARD HÖLDRICH:
Touristen. Die kommen zum Teil speziell her, oder mittlerweile geht’s halt auch über Internet.

TOBI:
Was sind das eigentlich für Werkzeuge, die Sie da benutzen?

LEONHARD HÖLDRICH:
Schnitzeisen und, und Schlägel. Das ist eine von den größeren, und da gibt’s auch bis zu einem Millimeter breite, ganz kleine, für Minidetail … Das sind die ganz kleinen zum Beispiel.

KURT:
Beim großen, das schaut immer so ’n bisschen grob aus, aber hier sieht man schon, da braucht man sehr viel Feingefühl dafür.

LEONHARD HÖLDRICH:
Das ist richtig.

KURT:
Sie machen alles alleine hier. Also, Sie schmeißen den Laden einerseits, Sie müssen ja sich auch um den Verkauf kümmern und sind aber nebenbei hier in der Werkstatt.

LEONHARD HÖLDRICH:
Das ist richtig, ja.

KURT:
Sie sind Bildhauermeister. Liegt das in der Tradition der Familie?

LEONHARD HÖLDRICH:
Ich bin der zweite. Mein Vater hat begonnen nach dem Krieg, und mein Sohn ist der dritte in der Familie. Meine Frau macht Vergoldearbeiten und so was. Allerdings braucht man auch Dekoartikel und andere Sachen und Zukäufe. Nur mit dem eigenen Handwerk wird’s schwierig, weil jedes Teil braucht seine Zeit … und nicht jeder Preis ist durchsetzbar.

KURT:
Würden Sie uns so ein, zwei Handgriffe zeigen, wo wir auch mal irgendwie so ausprobieren können, ohne dass wir die Finger verlieren?

LEONHARD HÖLDRICH:
Die Finger sind sehr nah am Werkzeug.

KURT:
Ja, siehste. Das hat auch schon Struktur. Man sieht, ich hab Talent. Das gibt dann ’nen Haufen Holz wie da unten.
So, fertig. Was sagen Sie?

LEONHARD HÖLDRICH:
Prima!

KURT:
Talent, oder?

LEONHARD HÖLDRICH:
Talent.

KURT:
Stellen Sie mich ein?

LEONHARD HÖLDRICH:
Braucht noch Probezeit.

KURT:
Okay. Dann nehm ich das für meine Mama mit. Tschüss, bis bald.