Immer mehr Lehrkräfte fallen langfristig aus
In den letzten fünf Jahren hat die Zahl der langfristig erkrankten Lehrkräfte kontinuierlich zugenommen. Der Verband Bildung und Erziehung fordert nun von der Politik Konsequenzen, um dem entgegenzuwirken.
Burn-out, Bandscheibenvorfall, Tinnitus: Die Belastungen von Lehrerinnen und Lehrern nehmen einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge zu. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) spricht von einer „alarmierenden Entwicklung“: 60 Prozent der befragten Schulleiter und Schulleiterinnen gaben demnach an, dass die Zahl der Lehrkräfte, die langfristig wegen Erkrankungen ausfallen, in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hat. 2019, vor der Corona-Pandemie, stimmten nur 36 Prozent dieser Aussage zu. Den Anstieg registrieren die Schulleitungen sowohl bei körperlichen als auch bei psychischen Erkrankungen.
„Wir wissen, dass Lehrkräfte hohem Stress ausgesetzt sind“, erklärt Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des VBE, der die Umfrage in Auftrag gegeben hat. Hinzu kämen häufig nicht-ergonomische Arbeitsplätze für Lehrerinnen und Lehrer. „Und noch dazu liegen Arzttermine für Prävention meist mitten am Tag“, moniert der Vorsitzende. Wenn Lehrer diese wahrnehmen wollen, würde Unterricht ausfallen, weil eine Vertretung durch den Lehrkräfte-Mangel kaum möglich sei. Und wenn sich deshalb Vorsorgetermine verschieben, sei es manchmal schon zu spät.
Offenbar sehen sich Schulleitungen zudem kaum in der Lage, die Gesundheit ihres Lehrerkollegiums zu fördern. So gaben 71 Prozent der Schulleitungen an, dass sie nicht genügend Möglichkeiten hätten, um die Lehrkräfte möglichst gesund zu halten. Mehr als die Hälfte der Leiterinnen und Leiter (56 Prozent) sehen weniger Verwaltungsarbeit als eine mögliche Maßnahme dafür an, knapp die Hälfte (48 Prozent) hält eine gleichmäßige Verteilung von Aufgaben und Mehrarbeit für nötig.
VBE-Chef Brand sieht hier die Politik in der Pflicht: „Das ist nichts, was die Schulleitung einfach entscheiden kann. Die Verwaltungen sind in der Pflicht, bürokratische Hürden abzubauen, um die Belastung zu verringern.“ Neben dringend benötigten strukturellen Veränderungen sei mehr Personal an Schulen nötig – vor allem sogenannte Schulgesundheitsfachkräfte. „Diese können nicht nur im akuten Erkrankungs- oder Verletzungsfall professionelle Hilfe leisten, sondern auch die chronisch kranken Kinder bei der Medikamenteneinnahme unterstützen“, erklärt Brand. Sie könnten außerdem einen wichtigen Baustein für die Gesundheitsprävention leisten.
Für die repräsentative Studie wurden nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Herbst 2023 mehr als 1300 Schulleitungen in Deutschland befragt.
io (mit KNA)/sts