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Immer mehr Ukrainer in Deutschland erwerbstätig

Drei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs leben über eine Million geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland. Viele haben mittlerweile Deutsch gelernt und Arbeit gefunden.

Drei Personen sitzen in einem Raum an einem Tisch, auf dem Dokumente liegen. Auf einem der Papiere steht Job in Germany. (Quelle: Jens Krick/Flashpic/picture alliance)

Die Integration von geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern in den deutschen Arbeitsmarkt hat nach einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) deutlich an Dynamik gewonnen. Trotz der zuletzt verschlechterten Arbeitsmarktlage seien im vierten Quartal vergangenen Jahres 43 Prozent von ihnen erwerbstätig gewesen, teilte das BiB zum dritten Jahrestag des Kriegsbeginns am 24. Februar mit. Im Frühjahr 2024 habe die Erwerbstätigkeit der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland bei 30 Prozent gelegen, im Sommer 2022 bei nur 16 Prozent.

Die Daten basieren auf einer Befragung, die seit Kriegsbeginn zweimal jährlich mit denselben ukrainischen Geflüchteten zu ihrer Lebenssituation in Deutschland durchgeführt wird. Den Ergebnissen zufolge würde von den bislang nicht arbeitenden ukrainischen Geflüchteten ein Viertel gerne sofort eine Beschäftigung aufnehmen, weitere 45 Prozent binnen zwölf Monaten.

Hohe Quote an Sprachkursabsolventen

Laut BiB gelangen nun zunehmend mehr Schutzsuchende auf den Arbeitsmarkt, die bislang aufgrund der Teilnahme an Sprachkursen nicht arbeiten konnten. Eine zentrale Herausforderung bleibe das auf dem Arbeitsmarkt häufig erforderliche deutsche Sprachniveau. Zwar hätten demnach etwa drei Viertel der Schutzsuchenden aus der Ukraine mindestens einen Sprachkurs abgeschlossen, aber erst 27 Prozent hätten das für viele Berufe erforderliche Sprachniveau B2 bescheinigt bekommen.

Frauen haben es schwerer

Vor allem Frauen hätten es laut Studie wegen der Kinderbetreuung häufig schwer. Nach wie vor nehme mehr als die Hälfte der Frauen die elterliche Sorge ihrer Minderjährigen in Deutschland alleine wahr, was sich negativ auf die Erwerbstätigkeit auswirke, erklärte das BiB. Demnach seien fast zwei Drittel der Väter, die mit Kindern unter sechs Jahren im Haushalt leben, erwerbstätig – bei den Müttern seien es nur 23 Prozent.

Sobald der Sorgeaufwand für die Kinder sinke, reduziere sich der Abstand zwischen den Geschlechtern: Väter mit Kindern zwischen sechs und 18 Jahren sind der Studie zufolge zu 57 Prozent erwerbstätig, bei Frauen sind es 46 Prozent.

Großes Potenzial für den deutschen Arbeitsmarkt

BiB-Direktorin Katharina Spieß erklärte, die Ergebnisse der Befragung „verdeutlichen das große Potenzial geflüchteter Ukrainerinnen und Ukrainer für den deutschen Arbeitsmarkt. Um dieses vollständig zu nutzen, sind weiterhin gezielte Maßnahmen zur Sprachförderung und zur Arbeitsvermittlung erforderlich, genauso wie Angebote bei der Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit.“

Über die Hälfte der Geflüchteten möchte in Deutschland bleiben

Laut einer weiteren aktuellen Befragung von rund 3400 geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und das Sozio-oekonomische Panel am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung kann sich mehr als die Hälfte der Geflüchteten vorstellen, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Befristete Aufenthaltstitel und geopolitische Entwicklungen sorgten aber für erhebliche Unsicherheiten. Laut der Befragung hängen Rückkehrpläne bei vielen ukrainischen Geflüchteten stark vom Ende des Krieges (90 Prozent) und der wirtschaftlichen Lage (60 Prozent) in ihrer Heimat ab.

 

io/ip (mit AFP/KNA)

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