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Inge Auerbacher: als Kind im Konzentrationslager

Inge Auerbacher hat als kleines Mädchen den Holocaust überlebt. Fast 80 Jahre später erzählt sie in der Gedenkstunde des Bundestags für die Opfer des Nationalsozialismus davon – und warnt vor aktuellen Entwicklungen.
 

Sie ist aus den USA gekommen, um in der Gedenkstunde des Bundestags für die Opfer des Nationalsozialismus zu sprechen: die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher, geboren 1934. An ihre ganz frühe Kindheit erinnert sie sich positiv: „Juden und Christen lebten friedlich zusammen“, erzählt sie. Doch schon bald musste sie öffentlich den gelben Judenstern tragen und wurde von anderen Kindern schlecht behandelt.

Im August 1942 wurden sie und ihre Familie mit etwa 1100 anderen Juden in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Inge Auerbacher beschreibt die Zustände im Lager: „Das ganze Leben drehte sich um Essen“, berichtet sie. Die Kinder durchsuchten den Müll: „halb verfaulte Rüben und Kartoffelschalen, bei denen man noch einen essbaren Schnitz abschneiden konnte.“ Überall war Ungeziefer. Krankheiten breiteten sich aus.

Inge Auerbacher erzählt auch von ihrer Freundin Ruth, die aus Berlin kam und die sie in Theresienstadt kennenlernte. Die beiden Mädchen fühlten sich wie Schwestern und versprachen, sich später gegenseitig zu besuchen. Aber das Versprechen konnten sie nie wahr machen, denn Ruth und ihre Eltern wurden in Auschwitz getötet. Fast 80 Jahre später sendet Inge Auerbacher ihr einen Gruß: „Liebe Ruth, ich bin hier in Berlin, um dich zu besuchen.“

Sie spricht auch darüber, dass sich Menschenhass und Antisemitismus wieder ausbreiten, auch in Deutschland. „Leider ist dieser Krebs wiedererwacht“, sagt sie. „Diese Krankheit muss so schnell wie möglich geheilt werden.“ Am Ende ihrer Rede fordert sie dazu auf, eine Kerze zur Erinnerung an die ermordeten Kinder, Frauen und Männer anzuzünden. „Lasst uns gemeinsam einen neuen Morgen sehen! Dieser Traum soll nie, nie, nie wieder verloren gehen!“, sagt sie.

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