Manuskript

Joseph Beuys – er wollte die Welt mit Kunst heilen

Am 12. Mai 2021 wäre der Künstler Joseph Beuys 100 Jahre alt geworden. Immer wieder provozierte er mit seinen ungewöhnlichen Aktionen und Kunstwerken. Dazu gehörte auch ein ganz neues Verständnis von Kunst.

Nicht viele Künstler sorgen auch noch 35 Jahre nach ihrem Tod für Diskussionen. Joseph Beuys, der vor 100 Jahren geboren wurde, ist einer von ihnen. An seinem Werk scheiden sich bis heute die Geister. Und kaum ein Künstler wurde in so viele Schubladen gesteckt: Gesellschaftskritiker, Weltverbesserer, Aktionskünstler. Alles irgendwie wahr – und doch war Beuys mehr als das.

Kunst war für ihn nichts, was man sich ins Wohnzimmer stellt. Er verstand darunter Ereignisse, Gespräche, Aktionen. Beuys stellte die damals üblichen Vorstellungen von Kunst infrage, etwa mit seinem berühmten Satz „Jeder Mensch ist Künstler“. Diesen nahm er manchmal ganz wörtlich, zum Beispiel als Kunstprofessor in Düsseldorf. Mehr als hundert Studenten und Studentinnen, die die Aufnahmeprüfung nicht bestanden hatten, nahm er trotzdem auf. Seine Vorgesetzten waren empört und warfen ihn raus.

Die provozierende Aktionskunst war typisch für ihn. Doch mit seinem Schaffen wollte er eigentlich die Welt mit Kunst heilen. Deren Krankheit bestand für ihn im Kapitalismus, aber auch in der Zerstörung der Umwelt. Deshalb pflanzte Beuys 1982 auf der Kasseler documenta 7000 Bäume und forderte dabei: Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung! Die Bäume stehen immer noch – heute wäre man über solche Aktionen froh.

Auch er selbst sah sich als Geheilten. Als Soldat im Zweiten Weltkrieg stürzte er mit dem Flugzeug ab, Krimtataren sollen ihn gesund gepflegt haben. „Sie rieben meinen Körper mit Fett ein, damit die Wärme zurückkehrte“, erzählte Beuys später, „und wickelten mich in Filz, weil Filz die Wärme hält.“ Ob die Geschichte so stimmt, wird bezweifelt. Wahr ist aber, dass er mit beiden Materialien sein Leben lang Kunst schuf.

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