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Jüdische Karnevalstradition trotz Antisemitismus

In Köln ist Karneval – und der jüdische Verein Kölsche Kippa Köpp mittendrin. Angesichts des Terrors der Hamas und des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland mahnt der Verein zu Offenheit und Toleranz.

Am Kölner Rheinufer stehen Menschen in bunten Kostümen, man trinkt Bier, es gibt Karnevalsmusik. Auch die Kölschen Kippa Köpp, der einzige jüdische Karnevalsverein der Welt, ist dabei – wenn auch mit gemischten Gefühlen. Ein Grund dafür ist der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Doch der Verein hat seine Veranstaltungen nicht abgesagt. „Wir lassen nicht zu, dass der Terror uns auch noch die Kontrolle über unsere Lebensfreude nimmt“, so Sprecher Lorenz Beckhardt.

Schon im 19. Jahrhundert gehörte der Karneval für viele Kölner Jüdinnen und Juden zum Leben dazu. 1922 wurde der jüdische „Kleine Kölner Klub“ gegründet und war bald fest im Leben der Stadt verankert, veranstaltete große Sitzungen und füllte ganze Säle. Während des Nationalsozialismus wurde der Verein jedoch verboten. „Viele Mitglieder, auch Bühnenkünstler, mussten vor den Nazis fliehen, andere wurden deportiert und ermordet“, so Aaron Knappstein, Präsident der Kölschen Kippa Köpp.

2017 wurde der Verein neu gegründet. „Wir feiern Karneval, so wie Juden in Köln immer im Karneval aktiv waren – vor und nach der Shoah“, sagt Volker Scholz-Goldenberg vom Verein. Doch seit dem Angriff der Hamas steigt die Zahl der antisemitischen Straftaten in Deutschland. Dazu kommt der Bericht über ein Treffen von Rechtsextremen, die über Pläne zu massenhaften Abschiebungen sprachen – auch von Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit.
 

Bundesweit demonstrieren seitdem Hunderttausende für Demokratie und gegen Rechtsextremismus. „Diese starke Bewegung ist für uns Juden enorm wichtig“, so Beckhardt. Die Geschichte zeigt, dass Juden immer dort am besten leben konnten, wo es eine offene, tolerante und freiheitliche Demokratie gab, meint er. „Und deshalb ist es für uns überlebenswichtig, dass das so bleibt.“

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