Nachrichten für Lehrkräfte

Kitakinder müssen zu Hause nicht Deutsch sprechen

Es ist eine immer wieder geäußerte Sorge: Kinder, die zu Hause wenig Deutsch sprechen, würden die Sprache nicht gut lernen. Eine Studie kommt nun zu anderen Ergebnissen – zumindest für Kinder, die eine Kita besuchen.

Drei Kinder schauen aus einem Spielhaus aus Pappe (Quelle: Uwe Zucchi/dpa/picture alliance)

Kindergartenkinder lernen die deutsche Sprache auch dann gut, wenn sie zu Hause nur wenig Deutsch sprechen. Fremdsprachige beziehungsweise mehrsprachige Familien sollten deswegen daheim auch in der Herkunftssprache sprechen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.

Die Empfehlung, zu Hause nur Deutsch zu sprechen, sei wegen der gesammelten Daten nicht haltbar, teilte die KU am Donnerstag mit. Dies ginge vielmehr auf Kosten der Herkunftssprache. „Gleichzeitig kann eine gezielte Förderung herkunftssprachlicher Kompetenzen aufgrund der vorhandenen Sprachenvielfalt nicht in der Kita erfolgen.“ Der Aufbau solcher Kompetenzen sei Sache der Familie.

Das Kooperationsprojekt „IMKi – Effekte einer aktiven Integration von Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen“ lief sechs Jahre lang und wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. In rund 20 Einrichtungen haben Forscherinnen und Forscher die Entwicklung von Kindern und Eltern sowie der pädagogischen Fachkräfte und ihrer Einrichtungen begleitet. Im Fokus standen dabei Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren, die migrationsbedingt mehrsprachig aufwachsen.

Angesichts der Ergebnisse fordert Jens Kaiser-Kratzmann, Professor für Pädagogik an der KU, die Einrichtungen auf, die Herkunftssprachen der Kinder mehr in den Alltag der Kita einzubeziehen – auch um eine Auseinandersetzung aller Kinder mit der sprachlichen Vielfalt unserer Gesellschaft zu ermöglichen: „Eine rein monolinguale Ausrichtung von Bildungs­institutionen vernachlässigt den Nutzen von Mehrsprachigkeit systematisch.“

Entgegen der Befürchtung von Fachkräften und Eltern würden die gesammelten Erfahrungen darauf hindeuten, dass eine bewusste und fundierte Auseinandersetzung mit der kindlichen Mehrsprachigkeit im Alltag zu mehr und qualitativ hochwertigeren sprachlichen Interaktionen unter den Kindern beziehungsweise zwischen Fachkraft und Kind führen könne.

Kaiser-Kratzmann sieht einen großen Bedarf an Weiterbildung zum Thema Mehrsprachigkeit in Kitas. Die Bildungs- und Erziehungspläne der Länder räumten der Sprachförderung zwar einen großen Stellenwert ein und forderten dabei auch den Einbezug der Mehrsprachigkeit. Aber Wissen und Kompetenzen dazu würden in der Fachkraftausbildung nicht umfassend vermittelt.

ip/io (mit KNA)