Kommt die Rente mit 70?

Die deutsche Gesellschaft wird immer älter, die Finanzierung der Rente dadurch immer schwieriger. Ist eine Erhöhung des Rentenalters auf 70 Jahre die einzige Lösung für dieses Problem?

In Deutschland gibt es so wenige jungen Menschen wie nie. Nur jeder Zehnte war Ende 2021 zwischen 15 und 24 Jahren alt, das sind etwa 8,3 Millionen Menschen. Allerdings gibt es mehr als 18 Millionen Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Darin zeigt sich der demografische Wandel: Die deutsche Gesellschaft altert. Dieser Wandel wird für die Menschen vor allem bei der Rente spürbar.

Denn in Deutschland werden Renten über ein sogenanntes Umlageverfahren finanziert. Das bedeutet, dass die Arbeitnehmer über ihre Sozialabgaben die Rente der heutigen Rentnerinnen und Rentner finanzieren. Dieses Verfahren funktioniert aber nur, wenn es genug Beitragszahler gibt. Und da liegt das Problem, denn laut der OECD finanzieren schon heute 100 Beitragszahler 37 Rentner. Und die Zahl wird weiter steigen, sodass im Jahr 2050 wahrscheinlich 58 Rentner von 100 Beitragszahlern finanziert werden.

Das bedeutet: Entweder sinken die Renten oder die Beitragszahler müssen mehr Beiträge zahlen. Es gibt aber auch noch eine weitere Möglichkeit, die vor allem von Arbeitgebern genannt wird: die Rente mit 70. Momentan wird das Rentenalter in Deutschland von 65 auf 67 Jahre erhöht. So würden wieder mehr Beitragszahler die Rente der Deutschen finanzieren.

An der Erhöhung des Rentenalters gibt es jedoch auch Kritik: „Ein Problem, das ich bei der Rente mit 70 sehe, ist die Benachteiligung von Geringverdienern […]“, sagt Clemens Tesch-Römer, Institutsleiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA). Denn Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau sterben laut Statistik früher. Darüber hinaus ist es in körperlich anstrengenden Berufen kaum möglich, bis 70 zu arbeiten. Tesch-Römer spricht sich daher für andere Maßnahmen aus, um den Anstieg der Rentenbeiträge zu verhindern, zum Beispiel für mehr qualifizierte Zuwanderung.