Ein Mann liegt im Bett, von seinem Kopf führen Kabel zu einem Messgerät

Kopfzerbrechen über den Kopf

Als Sitz des Gehirns und also des Verstandes ist der Kopf den vielfältigsten Schmähungen ausgesetzt. Ob Dumm-, Hohl- oder Holzkopf – stets muss die Hülle für den Inhalt herhalten. Immerhin: Es gibt auch kluge Köpfe.

Böse Zungen behaupten, manche bräuchten ihn nur, damit es nicht in den Hals regnet oder damit das Stroh nicht nass wird. Jedenfalls ist er wichtig, ja lebenswichtig, und ohne ihn geht gar nichts. Er ist Sitz des Verstandes, beherbergt das Gehirn, hat Augen, Mund, Nase und Ohren. Wir reden von jenem Körperteil, das durch den Hals mit dem Rumpf verbunden ist; dem menschlichen Kopf. Köpfe können groß und klein, dick oder rundlich, kahl oder dicht behaart sein.

Häupter zu Köpfen, Köpfe zu Tassen?

Die ursprüngliche Bedeutung von Kopf ist Becher und auch Trinkschale. Wen es jetzt leicht zu gruseln beginnt, der ahnt ganz richtig, dass die Hirnschale tatsächlich als Trinkgefäß benutzt wurde. Einige Naturvölker praktizierten das früher während bestimmter Opferrituale. Das englische Wort cup und das deutsche Kopf haben übrigens dieselbe Wortwurzel.

Merkwürdigerweise wird Kopf erst spät im heute geläufigen Sinn verwendet. Das neue Wort löste das Wort Haupt ab, aber nicht vollständig. Denn in der Dichtung wird es weiter verwendet und in bestimmten Redewendungen. Da schüttelt jemand sein weises Haupt, über kindische Verhaltensweisen von anderen, oder jemand verlässt erhobenen Hauptes den Ort einer Niederlage.

Was eine kleine Bewegung ausmachen kann …

Kopf ist ein Wort, das Kopfzerbrechen bereitet. Es gibt eine solche Vielzahl von Substantiven, redensartlichen und prädikativen Ausdrücken, dass einem der Kopf brummt, oder man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht, wollte man sie alle aufzählen oder gar im Kopf haben.

Kopf und alles, was mit ihm in irgendeiner Weise zu tun hat, ob im wörtlichen oder übertragenen Sinn, ist – fast immer – aktuell. Oder gab es heute etwa nichts, worüber Sie den Kopf geschüttelt haben, also Ihre Missbilligung, Ihr Unverständnis, Ihr wortloses "Das gibt’s doch gar nicht" zum Ausdruck gebracht haben? Dann werden Sie jetzt mit dem Kopf nicken, ein Zeichen der Zustimmung geben. Oft ist Kopfschütteln und Kopfnicken ein schlichtes "Nein" beziehungsweise "Ja". Aber Vorsicht: Das gilt nicht überall auf der Welt.

Hoch den Kopf!

Da wir gerade bei Kopfbewegungen sind: Kopf hoch! ist die Aufmunterung von Menschen, die es gut mit uns meinen, wenn es uns dreckig geht. Wenn uns die Sorgen über den Kopf zu wachsen drohen, wenn wir den Kopf so voll haben, dass wir nur noch die Schattenseiten des Lebens sehen und den Kopf hängen lassen oder gar in den Sand stecken.

Herrje, der Kopf! Es soll ja Menschen geben, die dermaßen überzeugt von sich oder einer Idee sind, dass sie gleichsam mit dem Kopf durch die Wand gehen, nur um das, was ihnen im Kopf herumschwirrt, auch zu verwirklichen.

Wer Köpfchen hat, ist kein Hohlkopf

Es ist schon richtig. Der Kopf ist Sitz des Verstandes. Aber wie es um diesen bestellt ist, das ist eine ganz andere Sache. Jedenfalls könnte man oft genug die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn man beispielsweise in den Kopf- oder Schlagzeilen der Zeitungen liest, was sich einige Köpfe so alles ausdenken. Vor allem beim Lesen des eigentlichen Artikels mag sich manche Leserin und mancher Leser an den Kopf fassen, denn das darf doch alles nicht wahr sein. Das will einem doch partout nicht in den Kopf, was da steht.

Glücklicherweise gibt es aber auch jede Menge Leute mit Köpfchen. Also solche, die wissen wovon sie reden, und dies auch noch auf kluge Weise tun, sprich: Zeitgenossen, die etwas im Kopf oder, wie man auch sagt, in der Birne haben. Umgekehrt gibt es aber auch diejenigen, die zur Gattung der Dummköpfe gerechnet werden müssen. Die Steigerung von Dummkopf ist übrigens Hohlkopf. Ein hartes Wort für jemanden, dessen Kopf so hohl ist wie eine Nussschale.

Verdrehter Kopf

Aber man kann ja schließlich nicht immer einen kühlen Kopf bewahren. Es gibt Situationen, die einem geradezu den Kopf verdrehen, in denen weder der Mann noch die Frau weiß, wo ihm oder ihr der Kopf steht, was hinten und vorne ist. Solches geschieht mit großer Intensität und Häufigkeit beim Frühlingserwachen und hat eigentlich weniger mit dem Kopf als mit dem Bauch zu tun. Und schön, wenn man dann diesem Bauchgefühl ganz kopflos nachgibt.


Fragen zum Text

Die frühere Bezeichnung für Kopf ist …
1. Haupt.
2. Becher.
3. Birne.

Wem es nicht gut geht, der …
1. bewahrt kühlen Kopf.
2. geht mit dem Kopf durch die Wand.
3. lässt den Kopf hängen.

Jemand, der sich den Kopf zerbricht, …
1. denkt nach.
2. leidet unter Kopfschmerzen.
3. ist verliebt.

Arbeitsauftrag
Welche Komposita oder Redensarten mit "Kopf" kennen Sie noch. Finden Sie mindestens fünf, die nicht im Text erwähnt werden, und erklären Sie ihre Bedeutung.

Autor: Michael Utz

Redaktion: Beatrice Warken