Kultur-Boykott gegen Russland
In ganz Europa werden russische Künstler von Kulturveranstaltungen ausgeschlossen – aus Solidarität mit der Ukraine. Auch in Russland auftreten will kaum noch jemand. Nicht alle finden das richtig.
Seit Kriegsbeginn solidarisieren sich immer mehr Europäer mit der Ukraine – indem sie russische Künstler boykottieren. So wurde Russland bereits von mehreren Filmfestspielen oder vom Eurovision Song Contest ausgeschlossen. Die berühmte Opernsängerin Anna Netrebko wird nicht mehr im Ausland auftreten, und Dirigent Valery Gergiev wurde in München sogar entlassen. Beide hatten sich nicht deutlich von Putin distanziert.
Viele Stars haben ihre Konzerte in Russland abgesagt, auch der deutsche Pianist Lars Vogt – obwohl er Russland liebt: „Solange dieser Kriegsverbrecher an der Macht ist, gehe ich dort nicht mehr hin“, sagt er. Anders sieht das Dirigent Paavo Järvi aus Estland. Noch kurz nach Kriegsbeginn leitete er ein Konzert mit dem Moskauer Jugendorchester. Er verurteilt Putins Handeln, findet aber auch: „Man darf die jungen Menschen nicht für das barbarische Vorgehen ihrer Regierung bestrafen.“
Wer in Russland gegen Putin protestiert, muss mit harten Strafen rechnen. Doch es gibt mutige Künstler wie Kirill Savchenkov, die den Krieg gegen die Ukraine mit deutlichen Worten ablehnen: „Es gibt keinen Platz für Kunst, wenn Zivilisten unter dem Beschuss von Raketen sterben, … wenn russische Demonstranten zum Schweigen gebracht werden“, sagt er.
Die Boykotte bei Kulturveranstaltungen treffen allerdings auch kritische Künstler. Ausgerechnet ein Ukrainer, der Filmemacher Sergei Loznitsa, fordert deshalb: „Was vor unseren Augen passiert, ist schrecklich, aber ich bitte Sie, nicht in Wahnsinn zu verfallen. Wir dürfen Menschen nicht nach ihren Pässen beurteilen.“