Reisen im Schlaf: Der Nachtzug kehrt zurück

Früher war es normal, längere Strecken im Nachtzug zurückzulegen. Dann kamen die Billigflüge und haben den Nachtzug für viele Jahre verdrängt. Doch jetzt erlebt er ein unerwartetes Comeback.

Von Berlin nach Wien mit dem Flugzeug reisen: Das dauert ungefähr 90 Minuten. Die gleiche Strecke kann man auch mit dem Zug über Nacht fahren. Dafür braucht man dann 12 Stunden. Man ist mit dem Nachtzug aber nicht nur deutlich länger unterwegs als mit dem Flugzeug, in der Regel ist die Fahrt auch teurer. Trotzdem entscheiden sich wieder mehr Menschen für den Nachtzug als noch vor einiger Zeit.

Viele Menschen finden den Nachtzug bequemer als das Flugzeug. Für die meisten ist jedoch ein anderer Aspekt ausschlaggebend: „Mir ist es sehr wichtig, nachhaltig zu reisen“, sagt die Studentin Paula, die regelmäßig mit dem Nachtzug von Berlin in ihre Heimatstadt Wien fährt. So wie Paula 20019163hinterfragen gerade viele Menschen ihr Verhalten und versuchen, umweltbewusster zu reisen. Denn klar ist: Reisen mit dem Flugzeug schadet dem Klima.

Die Klima-Debatte hat die Nachfrage tatsächlich deutlich verstärkt, sagt Bernhard Rieder, der Sprecher der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die EU-weit die meisten Nachtzug-Verbindungen anbieten: „Ab 2017/2018 kam es zu einem regelrechten Nachtzug-Boom.“ Andere Bahngesellschaften, die das Nachtzug-Segment bereits aufgegeben hatten, waren plötzlich an einer Zusammenarbeit mit den ÖBB interessiert, so Rieder. Dadurch konnten neue Nachtzug-Strecken entstehen.

Aber nicht alle Reisenden empfinden so viel Flugscham, dass sie einen Billigflug gegen eine Fahrt im Schlafwagen eintauschen würden. Haben die Nachtzüge also eine sichere Zukunft? Trendforscher sehen gute Chancen. Sie glauben aber, dass sich die Bedingungen dafür noch weiter verbessern müssen – zum Beispiel durch neue Nachtzug-Verbindungen oder Fahrkarten, die nicht so teuer sind wie bisher.