Manuskript

Ladestationen der Zukunft

Ein junges Unternehmen aus Brandenburg hat Ladestationen für Elektro-Autos entwickelt, die ihren eigenen Strom produzieren und damit unabhängig vom Stromnetz sind. So will das Unternehmen den Ausbau der Elektro-Mobilität unterstützen. Denn in den nächsten Jahren werden immer mehr Elektro-Autos auf deutschen Straßen fahren. Um die Schnellladestationen zu entwickeln, hat die Ingenieurin Inés Adler von me energy ihr Fachwissen über Verbrennermotoren genutzt.

SPRECHERIN:
Elektro statt Verbrenner, das heißt: laden statt tanken. Deutschland braucht eine völlig neue Infrastruktur, Hunderttausende Ladestationen. Wann kommen die? Hindernisse gibt es reichlich, aber auch Ideen. Eine Werkstatt südöstlich von Berlin: Hier werden sechs Tonnen schwere Kisten bestückt. Ihr Inhalt darf nicht gefilmt werden.

ALEXANDER SOHL (Geschäftsführer me energy):
Hier wird die weltweit erste stromnetzunabhängige Schnellladestation gebaut und entwickelt.

SPRECHERIN:
An den Kisten lassen sich E-Autos laden. Den Strom dafür erzeugen sie selbst vor Ort.

INÈS ADLER (Ingenieurin und Mitgründerin me energy):
Ich fand die Idee halt so faszinierend. Besonders meine ganzen Skills, die ich so von Mercedes habe, konnte ich da noch mal zum Einsatz bringen.

SPRECHERIN:
Früher hat Inès Adler Verbrennermotoren entwickelt. Ihr technisches Wissen nutzt sie jetzt, um die E-Mobilität voranzubringen.

INÈS ADLER:
Na ja, wir haben ja ‘nen Generator innen drinnen, der eben aus Ethanol Strom produziert. Das ist natürlich auch ein motorischer Prozess. Dafür musste ein Einspritzsystem konzipiert werden und, ja, ich bin ‘n bisschen stolz darauf, dass die meisten Ideen dazu von mir sind. Alex hatte die Grundidee, ich hab‘s gebaut.

SPRECHERIN:
Die Technik ist patentiert und gefragt; im nächsten Jahr soll die Produktion verdoppelt werden. Ladepunkte für E-Autos – eine wichtige Voraussetzung für die Mobilitätswende. Rund 1,5 Millionen E-Autos werden Ende des Jahres durch Deutschland fahren. Für sie gibt es bisher rund 90.000 öffentliche Ladepunkte. 2030, so das offizielle Ziel, sollen es zehnmal so viele Autos und eine Million Ladepunkte sein. Doch es wird anders kommen, sagen Marktbeobachter

HEIKO SEITZ (Unternehmensberatung PwC Germany, Leiter E-Mobilität):
Die gute Nachricht ist: Wenn bis 2030 keine 15 Millionen E-Autos auf der Straße sind, brauchen wir auch nicht so viele Ladepunkte. Diese Planung war eh überdimensioniert. Nach unseren Berechnungen werden es rund 12 Millionen E-Autos sein, und dafür brauchen wir rund 400.000 Ladepunkte.

SPRECHERIN:
Rund 400.000 Ladepunkte bis 2030 also. Das heißt: Jede Woche müssten 1000 Ladepunkte ans Netz gehen. Bisher geht der Aufbau zu langsam voran. Die Planung ist kompliziert und langwierig, teilweise müssen Netzanschlüsse extra verstärkt werden. All das kostet sehr viel Geld und führt zum nächsten Problem: Die Ladepunkte, die gebaut werden, entstehen meist in Ballungszentren oder an Autobahnen. In dünn besiedelten Gegenden sind es zu wenige.

HEIKO SEITZ:
Investoren schauen natürlich, wo sich der Aufbau von Ladeinfrastruktur lohnt. Und weil E-Fahrzeuge nicht gleichmäßig verteilt sind – weder in Deutschland noch anderswo –, konzentrieren sich alle Investitionen auf die Ballungszentren.

SPRECHERIN:
Eine Marktlücke für das Startup. Dessen Kunden müssen anfangs nicht viel investieren.

ALEXANDER SOHL:
Wir werden immer Orte haben, wo es sich nicht lohnt, Ladeinfrastruktur zu errichten. Und das ist ein großer Anwendungsfall von uns, denn unsere Schnellladestationen sind mietfähig. Das heißt, die Kunden können einfach sagen, ich brauch die hier für zwei Jahre, für fünf Jahre, für sieben Jahre, und dann kann ich sie wieder zurückgeben. Oder ich nehme sie einfach an den nächsten Ort wieder mit hin.

SPRECHERIN:
Und es gibt noch mehr Ideen: Der chinesische Autobauer NIO plant den Aufbau von Stationen, an denen eine leere Batterie automatisch gegen eine volle ausgetauscht wird. 

HEIKO SEITZ:
Das wird das Aufladen mit Kabeln nicht ersetzen, aber ergänzen. Es ist gut, wenn sich weitere Ladetechnik entwickelt. In Zukunft wird auch das Aufladen mit Induktion eine Rolle spielen. Auf jeden Fall wird es Alternativen geben zum Ladekabel.

SPRECHERIN:
Technisch geht viel, aber wie schnell? Und mit welchem Klimaeffekt? Damit E-Mobilität die CO2-Emissionen senkt, muss der Strom schnell grüner werden. Denn noch kommt kaum die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien.

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