Nachrichten für Lehrkräfte

Leistungsdruck erhöht psychische Belastung

Kriege, Krisen, Zukunftsängste: Die Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind besorgt. Zusätzlich steigt der Leistungsdruck in den Schulen, ergab eine Studie. Das hat Konsequenzen für ihre psychische Gesundheit.

Ein Junge sitzt am Tisch vor Schulbuch und Heft und hält sich seinen Kopf (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance)

Die aktuelle Weltlage beunruhigt die Jugend in Deutschland. 39 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind besorgt  über die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Zudem macht sich ein Viertel der Kinder und Jugendlichen Gedanken zu Klima und Umwelt. Das zeigen die Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers. Der Deutsche Schulbarometer ist eine Umfrage der Robert Bosch Stiftung und wird seit 2019 regelmäßig an Schulen durchgeführt. Er  soll die aktuelle Situation an den Schulen darstellen und die Herausforderungen für  Kinder und Jugendliche sowie Lehrkräfte aufzeigen. In diesem Frühling wurden 1530 Schülerinnen und Schüler zwischen 8 und 17 Jahren befragt.

Geringes Wohlbefinden bei steigendem Leistungsdruck

Ein Schwerpunkt der Studie liegt auf dem Zusammenhang zwischen Unterricht und der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Die Umfrageergebnisse zeigen: Rund 25 Prozent  der Befragten fühlen sich durch den Leistungsdruck in der Schule belastet und haben Angst, keine guten Leistungen zu erbringen. Betroffen sind vor allem Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren. Seit der Pandemie ist der Leistungsdruck und somit auch die psychische Belastung gestiegen. Im internationalen Vergleich ist die subjektive Belastung von  Schülerinnen und Schüler in Deutschland überdurchschnittlich hoch.

„Es muss uns alarmieren, wenn ein Viertel der Schülerinnen und Schüler die Schule als druckvoll erlebt, die eigene Lebensqualität niedrig bewertet und angibt, unterschiedlichen existenziellen Ängsten ausgesetzt zu sein“, erklärte die Leiterin des Bildungsbereichs bei der Stiftung, Dagmar Wolf.

Bei der Bewertung spielt auch die die soziale Herkunft eine Rolle: So geben insgesamt ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler an, sich in der Schule nicht wohlzufühlen. Bei Kindern und Jugendlichen aus Familien mit niedrigerem Einkommen ist es sogar jede dritte Person.

Andere Art der Leistungsmessung

Um dem Risiko psychischer Erkrankungen entgegenzuwirken, schlägt Fabian Schön, Schülervertreter und Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, ein neues Verfahren zur Leistungsmessung vor. Noten, so Schön, allein reichen nicht aus, um die Leistungen der Schülerinnen und Schüler zu beurteilen. Vielmehr sollten sie regelmäßig ein individuelles Feedback und Beurteilungen in Textform erhalten. Zudem müsse in den Schulen psychologische Hilfe angeboten und eine angenehme Atmosphäre geschaffen werden.

Auch Dagmar Wolf, Leiterin des Bildungsbereichs der Robert Bosch Stiftung, betont, dass eine individuelle Förderkultur nötig sei. Die Studie zeige, dass das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler von der Qualität des Unterrichts und der Unterstützung der Lehrkräfte abhängig sei. Häufigere Nachfragen von Lehrkräften bei Schülern und regelmäßige Klassenleitungsstunden seien dabei schnell umzusetzende Schritte, um das Wohlbefinden zu steigern. Dazu müssten aber auch die Rahmenbedingungen stimmen, damit Lehrkräfte sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren könnten, so Wolf.

ls/ip (mit dpa, AFP, KNA)