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Längerer Aufenthalt erhöht Arbeitsquote

Die Erwerbstätigenquote von geflüchteten Menschen steigt mit der Dauer ihres Aufenthalts in Deutschland. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Eine Person von hinten vor einem Sicherungskasten (Quelle: Monika Skolimowska/picture-alliance)

Je länger geflüchtete Menschen in Deutschland leben, desto mehr von ihnen haben Arbeit. Das gilt zumindest in Bezug auf die 2013 bis 2019 zugezogenen Geflüchteten, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit am 18. April in Nürnberg mitteilte.

Laut den Ergebnissen der Studie gehen 49 Prozent der Geflüchteten fünf Jahre nach ihrem Zuzug einer Erwerbstätigkeit nach. Nach sieben Jahren sind es 63 Prozent und ein Jahr später 68 Prozent. Unter den 2015 zugezogenen geflüchteten Frauen waren laut Studie 31 Prozent erwerbstätig, unter den Männern 75 Prozent.

Gestiegene Beschäftigungsqualität

Nach Erkenntnissen der Arbeitsmarktforscher stieg mit zunehmender Aufenthaltsdauer nicht nur die Erwerbstätigenquote, auch die Beschäftigungsqualität verbesserte sich. 90 Prozent aller beschäftigten Geflüchteten gingen dabei 2022 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, heißt es in der Studie. Die mittleren Bruttomonatsverdienste lagen für Vollzeiterwerbstätige der 2015 zugezogenen Gruppe bei 2570 Euro, für alle erwerbstätigen Geflüchteten bei 2250 Euro.

Frühe Maßnahmen beschleunigen Integration in den Arbeitsmarkt

„Die institutionellen und politischen Rahmenbedingungen sind entscheidend für die Arbeitsmarktintegration“, erklärte IAB-Forschungsbereichsleiter Herbert Brücker. So steige die Erwerbstätigenquote der Geflüchteten, wenn Asylverfahren beschleunigt und Beschäftigungsverbote verkürzt werden. Die Ergebnisse zeigten auch, dass Wohnsitzauflagen und eine Unterbringung in Aufnahmeeinrichtungen die Arbeitsmarktintegration beeinträchtigen. Für Männer, die in solchen Gemeinschaftsunterkünften leben, sei die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit um fünf Prozentpunkte geringer, für Frauen um drei Prozentpunkte.

IAB-Forschungsbereichsleiterin Yuliya Kosyakova ergänzte, vor allem Frauen profitierten von Integrations- und Sprachkursen. „Ebenso steht die Arbeitsmarkt- und Berufsberatung der Jobcenter und Arbeitsagenturen in einem positiven Zusammenhang mit den Erwerbstätigenquoten. Ein früherer Beginn dieser Maßnahmen könnte die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten beschleunigen.“

Dabei sind Sprachkenntnisse aus Sicht der Forscher und Forscherinnen keine zwingende Voraussetzung für die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. „Man kommt auch in den Arbeitsmarkt rein, wenn man nicht Deutsch kann“, sagte Brücker. Allerdings sei es mit Sprachkenntnissen deutlich leichter, eine Anstellung zu finden, da auch viele Unternehmen dies zunächst verlangten.

Zudem betonte Brücker, dass eine niedrigere Erwerbstätigkeitsquote bei geflüchteten Frauen laut Studie nicht auf konservative Wertvorstellungen zurückzuführen sei: „Die Frauen wollen arbeiten.“ Wichtigere Ursachen seien drei oder mehr Kinder, die betreut werden müssten, sowie zusätzliche Qualifikationen, die geflüchtete Frauen etwa als Lehrerinnen oder Erzieherinnen erst noch erwerben müssten.


sts (mit epd, KNA, AFPD)/ip