Max und Moritz – keine harmlose Lausbubengeschichte
„Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen!! Wie zum Beispiel diesen, welche Max und Moritz hießen“ – so beginnt die Bildergeschichte von Wilhelm Busch, die in sieben Teilen von den Streichen der beiden Lausbuben berichtet. Max und Moritz gehören nun schon seit 150 Jahren zum deutschen Kulturgut. Dabei wollte der erste Verleger, dem Busch die Geschichte 1864 anbot, sie gar nicht veröffentlichen.
Ein Jahr später wurde „Max und Moritz“ dann doch gedruckt. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Die Bildergeschichte wurde ein Kassenschlager und hatte international großen Erfolg. Die erste Übersetzung erschien 1866 in Dänemark, ein paar Jahre später folgten eine englische und 1887 sogar eine japanische Ausgabe. Bis heute wurde Max und Moritz in mehr als 200 Sprachen und Dialekte übersetzt.
Eva Weissweiler hat ein Buch über den Autor geschrieben. Sie meint, dass „Max und Moritz“ nicht nur ein lustiges Kinderbuch ist, sondern dass Wilhelm Busch mit der Bildergeschichte die Zustände seiner Zeit kritisiert. Damals gab es sehr viele Eltern, die aufgrund ihrer Armut nach Amerika auswanderten und ihre Kinder zurückließen. Diese mussten dann allein zurechtkommen. Häufig gingen sie nicht zur Schule und mussten stehlen, um zu überleben.
Und das Ende? Max und Moritz sind am Schluss tot, sie werden durch die Mühle gemahlen. Eva Weissweiler betont, dass es für Kinder, die zum Beispiel Mundraub begingen, damals tatsächlich sehr harte Strafen gab. Ziel Wilhelm Buschs war es ihrer Meinung nach, „auf lachende Weise Anklage zu erheben gegen diese schrecklichen sozialen Verhältnisse“. Ironie und Humor stecken auch in den Zeichnungen und haben sehr zum Erfolg des Buches beigetragen. Wegen der Kombination aus Bild und Text gilt „Max und Moritz“ auch als Vorreiter des modernen Comics.
Glossar
harmlos – hier: nicht problematisch; nicht kritisch
Lausbube, -n (m.) – ein Junge, der sehr viele Dinge tut, die er eigentlich nicht darf
Streich, -e (m.) – eine Handlung, mit der jemand eine andere Person zum Spaß ärgert
Kulturgut, -güter (n.) – etwas, das eine hohe kulturelle Bedeutung hat
Verleger, - (m.) – eine Person, die Texte von Autoren veröffentlicht
nicht lange auf sich warten lassen – sofort da sein
Kassenschlager, - (m.) – etwas, das sehr oft verkauft wird
Ausgabe, -n (f.) – hier: eine Version eines Buches
aus|wandern – ein Land verlassen, um woanders zu leben
jemanden/etwas zurück|lassen – jemanden/etwas nicht mitnehmen
allein zurecht|kommen – hier: das Leben ohne Hilfe von anderen schaffen
stehlen – etwas nehmen, das einem nicht gehört; klauen
überleben – nicht sterben
etwas durch die Mühle mahlen – Getreide in einem Gerät zerkleinern, so dass daraus Mehl entsteht
Mundraub begehen – etwas zu essen nehmen, ohne zu bezahlen
Ironie (f., nur Singular) – die Art zu schreiben, bei der man das Gegenteil von dem sagt, was man ausdrücken will, oft um etwas auf lustige Art und Weise zu kritisieren
in etwas stecken – hier: in etwas vorhanden sein
zu etwas bei|tragen – bei etwas helfen, mitverantwortlich sein für etwas
Kombination, -en (f.) – hier: das Zusammenwirken von mehreren Dingen
als etwas gelten – in einer bestimmten Art und Weise beurteilt werden
Vorreiter, - (m.) – jemand oder etwas , der lange vor etwas sehr Ähnlichem da ist; etwas aus dem sich etwas entwickelt hat
Fragen zum Text
1. Was stimmt nicht? Die Geschichte von Max und Moritz …
a) ist in Deutschland sehr bekannt und beliebt.
b) handelt von zwei Jungen, die andere zum Spaß ärgern und ihnen Schaden zufügen.
c) wollte Wilhelm Busch eigentlich nicht veröffentlichen.
2. In den 1860er Jahren …
a) hatte Max und Moritz zunächst länger keinen Erfolg.
b) wurde das Buch bereits in andere Sprachen übersetzt.
c) wurde die Geschichte von Max und Moritz zunächst ohne Bilder veröffentlicht.
3. Was stimmt nicht? Wilhelm Buschs Geschichte …
a) ähnelt mit ihren lustigen Bildern den später entstandenen Comics.
b) ist eine sehr humorvolle Erzählung speziell für Kinder.
c) kritisiert die soziale Situation in den 1860er Jahren auf eine humorvolle und ironische Art.
4. Wie heißt die richtige Präteritum-Form? Arme Kinder … früher oft Lebensmittel, um zu überleben.
a) stahlen
b) stiehlen
c) stohlen
5. Wie heißt das richtige Partizip Perfekt? Kinder, die Mundraub … hatten, bekamen zur Zeit Wilhelm Buschs hohe Strafen.
a) begingen
b) begangen
c) begehen
Arbeitsauftrag
Lest ein paar der Streiche von Max und Moritz im Kurs. Klärt eventuell Fragen zu Vokabeln, die man heute so nicht mehr verwendet wie vor 150 Jahren. Die Texte sind gereimt und lassen sich daher sehr gut vortragen. Lest einander in kleinen Gruppen Abschnitte des Textes vor und achtet dabei auf gute Betonung und Aussprache.