Mehr Wirtschaft in der Schule
In einer deutschen Tageszeitung findet sich einmal im Monat eine Seite, die von Schülern geschrieben wird. "Jugend und Wirtschaft" heißt das Projekt, bei dem die Schüler im Unterricht regelmäßig mit dem Wirtschaftsteil der Zeitung arbeiten. Ein Projekt, das es nur gibt, weil es vom Bundesverband deutscher Banken unterstützt und finanziert wird.
Inge Niebergall, Mitglied des Bankenverbandes, kann nicht verstehen, warum das Fach "Wirtschaft" nicht regulär auf dem Stundenplan der Schulen steht. Laut einer Studie wollen drei Viertel aller Jugendlichen ein solches Schulfach haben. Thomas Retzmann von der Deutschen Gesellschaft für ökonomische Bildung ist ebenfalls beunruhigt: Seiner Meinung nach können nur die wenigsten Schüler etwas mit Begriffen wie Inflation oder Altersvorsorge anfangen.
Sicher wird in den Schulen ökonomische Bildung vermittelt. Allerdings unterscheiden sich die Lehrpläne von Bundesland zu Bundesland – Bildung ist in Deutschland die Aufgabe der Bundesländer. Ein einheitliches Fach "Wirtschaft" gibt es nirgendwo, stattdessen wird das Thema "Wirtschaft" auf Schulfächer wie Mathematik, Deutsch und Erdkunde verteilt. Deshalb werden Ideen gefordert, wie man den Schülern genau die Fähigkeiten vermitteln kann, die sie im späteren Leben brauchen.
Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Otto Kentzler, fordert auch eine bessere Ausbildung der Lehrer: Unter anderem schlägt er in einem Gutachten vor, ein Studienfach "Ökonomie" für Lehrer einzurichten. Bis es soweit sein wird, müssen sich Lehrer und Schüler allerdings mit Projekten wie dem des Bankverbandes und der Zeitungen behelfen.
Glossar
Schulden, die – Geld, das man jemandem noch bezahlen muss
Handy, das – das Mobiltelefon
eine Forderung wird lauter – immer mehr Menschen fordern das Gleiche
Schulfach, das – eine Einheit, die in der Schule unterrichtet wird, z.B. Deutsch, Mathematik, Biologie
Ökonomie, die – die Wirtschaftswissenschaft
Wirtschaftsteil, der – der Teil einer Zeitung, der über die Wirtschaft berichtet
etwas wird finanziert – hier: etwas wird von jemandem bezahlt
regulär – hier: als Standard
Stundenplan, der – eine Liste mit den Zeiten, zu denen ein Schüler ein bestimmtes Unterrichtsfach hat
beunruhigt sein – sich Sorgen machen
Inflation, die – eine wirtschaftliche Situation, in der die Preise sehr hoch sind und das Geld weniger wert wird
etwas mit etwas anfangen können – hier: etwas verstehen
etwas vermitteln – hier: dafür sorgen, dass jemand etwas lernt
Lehrplan, der – ein Plan, der bestimmt, welche Themen in einem Schulfach unterrichtet werden
Gutachten, das – hier: eine wissenschaftliche Untersuchung
etwas einrichten – etwas neu gründen; etwas Neues schaffen
sich mit etwas behelfen – etwas nutzen, bis etwas Besseres da ist
Fragen zum Text
1. Das Projekt "Jugend und Wirtschaft" …
a) wurde von Schülern gegründet.
b) ist der Wirtschaftsteil einer Tageszeitung.
c) hilft Schülern, die Wirtschaft zu verstehen.
2. Thomas Retzmann beunruhigt, dass …
a) das Fach "Wirtschaft" in den Lehrplan aufgenommen werden soll.
b) Jugendliche keine wirtschaftlichen Begriffe kennen.
c) Jugendliche bereits Schulden haben.
3. In Deutschland hat jedes Bundesland …
a) seine eigenen Gesetze.
b) eigene Schulfächer.
c) seinen eigenen Lehrplan.
4. Schüler müssen in der Schule auf die Wirtschaft … werden.
a) vorbereitet
b) reguliert
c) eingerichtet
5. Wann wird das Wort "vermitteln" im Sinne von "jemandem etwas beibringen" verwendet?
a) Die Aufgabe der Schule ist es, Jugendliche an die Wirtschaft zu vermitteln.
b) Das Projekt "Jugend und Wirtschaft" soll Schülern Wissen über Ökonomie vermitteln.
c) Das Vermitteln eines Arbeitsplatzes ist möglich, wenn ein Schüler Ahnung von der Wirtschaft hat.
Arbeitsauftrag
Wie ist es in Ihrem Land? Wird das Thema "Wirtschaft" in der Schule vermittelt? Gibt es vielleicht sogar ein eigenes Schulfach, oder ist es ähnlich wie in Deutschland? Schreiben Sie einen kurzen Text.
Autor/in: Sabine Kinkartz/Lukas Völkel
Redaktion: Raphaela Häuser