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Merkels „Großer Zapfenstreich“

Die Amtszeit von Angela Merkel geht zu Ende. Als Bundeskanzlerin wurde sie wie in Deutschland üblich mit einem militärischen Zeremoniell verabschiedet. Die Tradition wird aber auch von manchen kritisiert.

Am 2. Dezember 2021 ist Bundeskanzlerin Angela Merkel nach 16 Jahren feierlich verabschiedet worden. Als Regierungschefin erhielt sie den „Großen Zapfenstreich“, eine alte militärische Tradition. Auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums in Berlin versammelten sich Fackelträger mit Stahlhelmen. Die Soldaten führten dort spezielle Kommandos für die scheidende Kanzlerin aus. Doch woher kommt eigentlich der Name „Großer Zapfenstreich“?

Bereits im 16. Jahrhundert war es üblich, dass Soldaten beim Militär abends lange Bier und Wein tranken. Aber schon damals hatte der Spaß irgendwann ein Ende: Ein Offizierstrich“ mit seiner Waffe oder einem Stock gegen die Zapfen der Fässer, um für Nachtruhe zu sorgen. Danach war es den Soldaten bei Strafe verboten, weiter Lärm zu machen oder Alkohol zu trinken.

Im Lauf der Jahrhunderte entwickelte sich der militärische Brauch zu einem staatlichen Zeremoniell. Den „Großen Zapfenstreich“ bekamen nicht nur scheidende Bundeskanzler, sondern zum Beispiel auch Soldaten bei ihrer Rückkehr aus Afghanistan. Doch es gibt auch Kritik daran: Eine solche militärische Tradition erscheint vielen Menschen nicht mehr zeitgemäß. Außerdem erinnern die Fackelträger mit Stahlhelmen viele an die Zeit des Nationalsozialismus.

Vielleicht hat sich Angela Merkel auch deswegen für ihre Verabschiedung ein Lied gewünscht, das viele zum Lachen bringt: „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen ist ein alter DDR-Gassenhauer, den in Ostdeutschland angeblich jeder Zweite bis heute mitsingen kann – und der auch eine kleine Erinnerung daran ist, dass die Bundeskanzlerin selbst Ostdeutsche ist.

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