Nachbarschaftskonzert in Corona-Zeiten

Überall herrscht Kontaktverbot wegen Corona. Da stellt sich eine Berliner Musikerin eines Tages ans Fenster und spielt für ihre Nachbarn Flöte. Inzwischen machen viele Menschen mit, jeden Abend gibt es ein Konzert.

In einer ruhigen Seitenstraße in Berlin geben Musiker und ihre Nachbarn seit Wochen jeden Abend um 18 Uhr ein Konzert. Obwohl sie Abstand halten müssen. Unten auf dem Bürgersteig musizieren Kinder mit Geigen und Flöten, auch Triangel, Cello und eine Holztrommel sind zu hören. Von den Fenstern weiter oben erklingen Klarinetten und Gitarren. Niemand kommt sich zu nahe. Ähnliche Konzerte gibt es in Italien schon seit März.

Angefangen hat alles damit, dass sich viele Menschen jeden Abend auf ihre Balkone und an ihre Fenster stellen und dort für alle klatschen, die in Corona-Zeiten helfen – zum Beispiel Ärzte und Krankenpfleger. Eines Abends spielt die Musikerin Bianca Hase danach für die Nachbarn auf ihrer Flöte. Am nächsten Tag noch einmal. Schnell schließen sich ihr immer mehr Menschen an, bis vier Wochen später aus dem kleinen Konzert ein großes Orchester geworden ist.

„Man braucht halt jemanden, der anfängt”, sagt Bianca Hase. „Das zieht dann die anderen mit.” Kinder und Erwachsene: Sie alle nehmen ihre Instrumente in die Hand und musizieren gemeinsam für die Nachbarschaft. Die „Chefin“ verteilt Noten und sorgt dafür, dass die Orchestermitglieder Abstand halten. Inzwischen spielt sie nicht mehr auf ihrem Balkon, sondern in ihrem offenen Auto. Die Partituren liegen draußen auf dem Blechdach.

Die Musiker spielen vor allem bekannte und nicht zu schwierige Melodien. Bianca Hase freut sich und ist überrascht. Sie hat nicht damit gerechnet, dass so viele mitmachen würden. Und trotz des Abstands hat sie jetzt Nachbarn kennen gelernt, die sie vorher kaum gekannt hat. Darunter eine alte Dame, die jeden Tag auf das Konzert wartet und dann dankbar klatscht. So kann man Menschen auch in Corona-Zeiten eine Freude machen.