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NS-Raubkunst in Schloss Neuschwanstein

Neuschwanstein gilt als romantisches Märchenschloss und ist ein beliebtes Touristenziel. Im Zweiten Weltkrieg diente es den Nationalsozialisten jedoch als Versteck für geraubte Kunstwerke.


Mit seinen Erkern und spitzen Türmen sieht es aus wie aus einem Märchen. Zwischen Seen, Wäldern und den Bergen der Alpen gelegen ist Schloss Neuschwanstein eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. 1869 wurde mit dem Bau begonnen, und seit 1886 ist das Schloss Ludwigs II. von Bayern für Besucher offen. Über eine Million Menschen reisen jährlich dorthin. Doch hinter der eindrucksvollen Architektur verbirgt sich auch die Geschichte eines großen Kunstraubs.

Im Zweiten Weltkrieg benutzten die Nationalsozialisten geheime Orte in ganz Europa als Lager für Kunstwerke und Wertgegenstände. Sie hatten sie während ihrer Herrschaft geraubt – vor allem aus Frankreich, wo Deutschland 1940 einmarschiert war. Dazu gehörten Meisterwerke wie der „Genter Altar“ der Brüder Van Eyck und viele Kulturgüter aus jüdischem Besitz. Hitler ließ die Kunstwerke unter anderem in Schloss Neuschwanstein verstecken.

Am Ende des Kriegs 1945 schickten die USA Soldaten nach Neuschwanstein und an andere Orte, wo sie die Raubkunst vermuteten. Diese so genannten „Monuments Men“ fanden im Schloss einen großen Schatz, den die Nationalsozialisten zurückgelassen hatten. Die Bilder von lachenden US-Soldaten mit wertvollen Gemälden in den Händen wurden berühmt.

Doch es ist der französischen Kuratorin Rose Valland zu verdanken, dass man die Kunstwerke ihren Besitzerinnen und Besitzern zurückgeben konnte. Valland arbeitete während des Kriegs in einem Pariser Museum, wo die Nationalsozialisten Raubkunst sammelten. „Sie gab vor, eine Kollaborateurin zu sein“, erinnerte sich Samson Lane Faison Jr., einer der „Monuments Men“, in einem Interview. In Wirklichkeit schrieb sie jedoch heimlich auf, wohin die Kunstwerke gebracht wurden, und führte so die „Monuments Men“ auf ihre Spur. Die Geschichte der geretteten Kunstschätze gefiel den Amerikanern – George Clooney machte daraus 2014 einen Hollywood-Film.

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